Neue Intervention verbessert das mentale Wohlbefinden von sambischen Müttern deutlich
Eine Studie des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) und Partnerorganisationen hat gezeigt, dass eine neue, lokal angepasste Gesundheitsintervention in Sambia mentale Probleme von Müttern mit Kleinkindern um 50% verringern konnte. Die Intervention stärkt die Frauen, was sich positiv auf die Beziehung zu ihren Kindern und auf ihre wirtschaftliche Situation auswirkt. Die Resultate, die gestern in der Fachzeitschrift «The Lancet Psychiatry» publiziert wurden, stellen einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der mentalen Gesundheit von Müttern in Afrika südlich der Sahara dar, wo solche Interventionen begrenzt sind.
Psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände werden zu einer zunehmenden Herausforderung für die globale Gesundheit. Frauen und einkommensschwache Haushalte sind dabei besonders betroffen. Eine frühere Studie des Swiss TPH zeigte auf, dass jede vierte Mutter in Sambia grosse psychische Belastungen erlebt. Die Ernährungsunsicherheit, der Mangel an stabilem Einkommen, die Wohnsituation und geschlechtsspezifische Gewalt spielen dabei die grösste Rolle. Der Mangel an ausgebildeten Fachkräften und an evidenzbasierten und lokal angepassten Interventionen im Bereich der psychischen Gesundheit macht es für das Gesundheitswesen schwer, gefährdete Bevölkerungsgruppen angemessen zu versorgen.
Forscher*innen des Swiss TPH und Partnerorganisationen entwickelten daher eine neue Intervention für Mütter mit Kindern unter fünf Jahren und testeten deren Machbarkeit, Akzeptanz und Auswirkung.
Lokal angepasste Intervention auf Gemeindeebene
Die Intervention wurde basierend auf dem «Problem Management Plus»-Programm der Weltgesundheitsorganisation (WHO) lokal angepasst und weiterentwickelt. Das Programm hatte sich in der Vergangenheit als machbar und akzeptabel für die Behandlung von Risikogruppen erwiesen, zum Beispiel bei geflüchteten Personen. Die Intervention wurde speziell auf die Bedürfnisse junger Mütter in Sambia zugeschnitten, und beinhaltet mentales Training, stärkt gezielt die Fähigkeiten zur Problemlösung und beinhaltet auch Entspannungstechniken. Für die Entwicklung der Intervention hat das Forschungsteam mit Müttern, lokalen Politiker*innen und Fachpersonen im Bereich der mentalen Gesundheit in Sambia zusammengearbeitet. Die Intervention wurde vom dafür geschulten Gesundheitspersonal durch persönliche Gespräche zu Hause oder per Telefon (je nach Wunsch der Mütter) umgesetzt.
Insgesamt nahmen 265 Frauen an der Studie teil. Die zehn Sitzungen beinhalteten praktische Übungen wie Atemtechniken und Bewältigungsstrategien sowie Themen der Kinderentwicklung, Self-Care und gesunde Lebensgewohnheiten wie guter Schlaf und Alkoholprävention.
Positive Ergebnisse für Mütter und ihre Familien
Die Ergebnisse der Studie waren sehr positiv: 80% der Teilnehmerinnen schlossen die Intervention ab und 90% waren sehr zufrieden mit dem Programm. Das wichtigste Resultat der Studie ist, dass die Intervention 50% der mentalen Probleme verringern konnte, auch noch sechs Monate danach.
«Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass kulturell angepasste psychosoziale Interventionen, psychische Belastungen von Frauen mit Kleinkindern in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen erheblich verringern können», sagt Günther Fink, der Leiter der Einheit «Household Economics and Health Systems Research» am Swiss TPH und Erstautor der Studie.
Die Intervention hat nicht nur das mentale Wohlbefinden der Mütter verbessert, sondern sich auch positiv auf die Beziehung zu ihren Kindern ausgewirkt. Einige Teilnehmerinnen berichteten auch von wirtschaftlichen Verbesserungen, wie dem Aufbau von kleinen Unternehmen oder dem Verkauf von selbst gepflanztem Gemüse.
«Die Ergebnisse unterstreichen das breitere Potenzial dieser Intervention, das Wohlbefinden der Mütter und ihrer Kinder zu verbessern und die Resilienz in den Familien und Gemeinden zu fördern», sagt Irene Falgas-Bague, Projektleiterin am Swiss TPH und Hauptautorin der Studie.
Die Studie ist ein wichtiger Meilenstein im Engagement des Swiss TPH für die Förderung der globalen mentalen Gesundheit, insbesondere in ressourcenschwachen Ländern. Falgas-Bague meint weiter: «Wir denken, dass diese Intervention auch an andere Länder in Subsahara-Afrika angepasst und umgesetzt werden könnte. Sie bietet eine skalierbare Lösung für eine wichtige globale Gesundheitsproblematik.» Es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um die langfristigen Auswirkungen auf Mütter und ihre Kinder zu beurteilen und das neu entwickelte Behandlungsprogramm in die routinemässige Gesundheitsversorgung zu integrieren.
DOI: https://doi.org/10.1016/S2215-0366(24)00256-6
Medienkontakte
• Irene Falgas Bague, Projektleiterin am Swiss TPH, irene.falgasbague@swisstph.ch, +41 61 284 89 25
• Günther Fink, Leiter der Einheit «Household Economics and Health Systems Research» am Swiss TPH, guenther.fink@swisstph.ch, +41 76 823 17 58
• Layla Hasler, Kommunikation, communications@swisstph.ch, +41 61 284 83 49
Swiss TPH – Kompetenz für Gesundheit weltweit
Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) ist ein weltweit renommiertes Institut auf dem Gebiet der globalen Gesundheit mit besonderem Fokus auf Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen. Assoziiert mit der Universität Basel, verbindet das Swiss TPH Forschung, Lehre und Dienstleistungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. 950 Personen aus 95 Nationen sind am Swiss TPH in den Bereichen Klimawandel, Umwelt und Gesundheit, Infektionskrankheiten und nicht-übertragbare Krankheiten, gesellschaftlicher und kultureller Kontext sowie Gesundheitssysteme und -strategien tätig. www.swisstph.ch
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Irene Falgas Bague, Projektleiterin am Swiss TPH, irene.falgasbague@swisstph.ch, +41 61 284 89 25
Originalpublikation:
https://www.thelancet.com/journals/lanpsy/article/PIIS2215-0366(24)00256-6/fulltext
Weitere Informationen:
https://www.swisstph.ch/de/news/news-detail-1/news/neue-intervention-verbessert-das-mentale-wohlbefinden-von-sambischen-muettern-deutlich