HHL untersucht den Gemeinwohlbeitrag des 1. FC Lokomotive Leipzig
Die HHL Leipzig Graduate School of Management analysiert im Rahmen einer neuen Studie, was den 1. FC Lokomotive Leipzig gesellschaftlich wertvoll macht.
Ziel der Studie ist es, den Gemeinwohlbeitrag des Vereins zu ermitteln und ein Gemeinwohlprofil zu erstellen. Als größter Fußballverein der Stadt Leipzig hat der 1. FC Lokomotive Leipzig, Verein für Bewegungsspiele e.V., über 3.000 Mitglieder und zählt zu den traditionsreichsten Vereinen in Deutschland.
„Unsere Gemeinwohlstudie spielt eine wichtige Rolle für die Neuausrichtung des Klubs“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Timo Meynhardt, Inhaber des Dr. Arend Oetker Lehrstuhls für Wirtschaftspsychologie und Führung an der HHL.
Die ungekürzten Studienergebnisse sind hier zum Download verfügbar.
Kernergebnisse: Was macht den 1. FC Lok Leipzig gesellschaftlich wertvoll?
Befragt wurden 24 Vertreter:innen aus Wissenschaft und Bildung, Politik, Medien und Kommunikation, Wirtschaft, Soziales und Wohltätigkeit, Sport, Kunst und Kultur sowie dem Verein selbst.
Aus den Einzelinterviews geht ein Gemeinwohlprofil mit vier Wertbeiträgen und dazugehörigen Subkategorien hervor, denen der Wertbeitrag „Geschichtsbewusst nach vorn“ als verbindendes Element übergeordnet ist:
- Professionalisierung leben (Qualität der Führung, Qualität des wirtschaftlichen Handelns)
- Gesellschaftspolitische Verantwortung wahrnehmen (Qualität des sozialen Zusammenhalts, Qualität im Umgang mit Rechtsextremismus)
- Fankultur lenken (Qualität der Einbindung, Qualität der Gewaltregulierung)
- Leipziger Sportgesicht mitgestalten (Qualität der sportlichen Leistung, Qualität der Jugendarbeit, Qualität der Sportstätte)
Jeder Wertbeitrag macht etwa ein Viertel des Gesamtprofils aus.
Folgende Bereiche heben die Befragten als positive und starke Säulen des Gemeinwohlbeitrags von Lok hervor:
- Einbindung der Fangemeinde: Das große Engagement der Vereinsmitglieder sowie die enge, familiäre und bodenständige Verbindung zwischen Verein und Fans wird als Stärke gesehen. Positiv bewertet wird außerdem, dass jeder Mensch ein Teil des Vereins werden kann - unabhängig von Herkunft und Erfahrung. Insgesamt sehen 81 Prozent der Befragten, die sich dazu äußerten, in dieser Einbindung eine Stärke des Vereins bzw. eine Chance.
- Jugendarbeit: Der 1. FC Lok Leipzig genießt hohe Anerkennung für sein Engagement in der Nachwuchsförderung und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Leipziger Sportgesicht. Über die Hälfte der Aussagen in diesem Bereich (55 Prozent) betonen die Qualität der Jugendarbeit als Stärke, weitere 23 Prozent sehen darin ein Potenzial.
Entwicklungspotenzial sehen die Befragten in folgenden Bereichen:
- Wirtschaftlichkeit und Führung: Knapp 40 Prozent der Befragten, die das wirtschaftliche Handeln des 1. FC Lok Leipzig adressierten, identifizieren es als Schwachstelle. Ebenso wird die Führungsqualität kritisch betrachtet: Ein Drittel der Befragten, die sich zu diesem Thema äußerten, sieht sie als Schwäche, ein weiteres Drittel erkennt Verbesserungspotenzial.
- Umgang mit Rechtsextremismus und Gewalt: Der Umgang des 1. FC Lok Leipzig mit rechtsextremen Anhänger:innen wird von 52 Prozent der Befragten, die sich dazu äußerten, als verbesserungswürdig und von 24 Prozent als potenzielles Risiko für den Verein eingestuft. Auch die Qualität der Gewaltregulierung wird kritisch betrachtet: Zwei Drittel der Nennungen sehen hier Schwächen, ein Drittel stuft sie als Herausforderung für die Vereinsentwicklung ein.
Handlungsempfehlungen
Um seinen Gemeinwohlbeitrag zu steigern, sollte der 1. FC Lok Leipzig vor allem:
- sportliche Erfolge erzielen,
- sich wirtschaftlich und in der Führung professionalisieren,
- seine gesellschaftspolitische Verantwortung konsequent wahrnehmen und
- über den Gemeinwohlbeitrag kommunizieren.
Studienleiter Meynhardt fasst zusammen: „Der 1. FC Lok Leipzig hat in seiner über 130-jährigen Geschichte viele Herausforderungen gemeistert. Unsere Studie zeigt, dass der Verein auf vielfältige Weise zum Gemeinwohl beiträgt. Doch Gemeinwohl muss verdient werden – und das gelingt nur durch konsequentes Handeln und transparente Kommunikation. Gerade im Umgang mit Gewalt und Rechtsextremismus gilt es, die umfassenden Anstrengungen und Erfolge sichtbarer zu machen. Der Verein sollte weiterhin ‚geschichtsbewusst nach vorn‘ schauen und seine Rolle als prägender Teil der sportlichen Identität Leipzigs weiter stärken.“
Weitere Informationen:
https://www.hhl.de/app/uploads/2024/11/HHL-Studie-Gemeinwohlprofil-Lok-Leipzig.pdf - Ergebnispräsentation zur Studie "Was macht den 1. FC Lok Leipzig gesellschaftlich wertvoll?"