Prof. Annette Moter leitet fusioniertes Institut für Mikrobiologie und Virologie
Expertin für molekulare Erregerdiagnostik und -imaging wechselt von der Charité an die Universitätsmedizin Leipzig
Seit dem 1.Oktober leitet Prof. Annette Moter das neugeschaffene Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie am UKL als geschäftsführende Direktorin, verbunden mit der Professurfür Medizinische Mikrobiologie /Virologie. Die Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie ist Expertin für hochspezialisierte molekularbiologische Diagnostikmethoden.
„Prof. Annette Moter ergänzt mit ihrem großen Erfahrungsschatz in der Diagnostik von Infektionserregern jenseits der klassischen Wege ganz hervorragend die Expertise in der Infektionsmedizin hier an der Universitätsmedizin“, sagt Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL. „Wir freuen uns, dass sie den Ruf der Universität angenommen hat und am UKL die Aufgabe übernimmt, unsere renommierten Institute für Mikrobiologie und Virologie, gemeinsam mit den bisherigen kommissarischen Leiterinnen Dr. Corinna Pietsch und PD Dr. Catalina Stingu nun unter einem Dach zu fusionieren“.
Die gebürtige Kölnerin leitet damit geschäftsführend das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie mit dem Ziel, die Synergien zwischen beiden Fächern noch besser nutzen zu können. „Das heißt, dass wir die großartige bisherige Arbeit, die in beiden Instituten geleistet wird, auf jeden Fall sichern und weiterführen werden“, beschreibt die neue Leiterin ihre Pläne. „In Leipzig wurde bisher schon infektionsdiagnostisch auf höchstem Niveau gearbeitet. Es ist mir eine Ehre, dies mit dem engagierten Team nun fortsetzen und um Methoden jenseits des derzeit Etablierten weiter ausbauen zu können.“
Gemeint ist damit das FISH-Verfahren, ein Spezialgebiet von Prof. Moter. Bei der Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH) werden mittels spezieller molekularer Sonden in Kombination mit hochentwickelten mikroskopischen Techniken Mikroorganismen in Geweben dargestellt, die mit anderen Methoden nicht entdeckt werden. Das betrifft zum Beispiel Bakterien und Pilze in Biofilmen, die sich unter anderem auf Implantaten bilden und so zu oftmals schwer zu behandelnden Infektionen führen können.
„Wir erweitern damit das Spektrum dessen, was wir erkennen und behandeln können, ganz im Sinne unserer Patient:innen“, so Prof. Annette Moter. Denn sie könne oft selbst dann die Ursachen für Infektionen finden, wenn Analyseverfahren wie die klassische Anzuchtkultur oder die PCR die Antwort schuldig bleiben.
Die klinisch relevante Forschung auf diesem noch jungen Gebiet voranzutreiben ist ihr ein großes Anliegen, ebenso wie die interdisziplinäre Zusammenarbeit am Patientenbett. Mit dem Zentrum für Infektionsmedizin (ZINF) am UKL bieten sich dafür ideale Bedingungen. Mikrobiologie sei früh zu ihrer Leidenschaft geworden, beschreibt Moter, die zuletzt nach Stationen in Bonn und dem Deutschen Herzzentrum in Berlin an der Charité tätig war. „Ich arbeite gern detektivisch, wobei es für mich wichtig ist, dass wir mit unseren Methoden dazu beitragen, nicht nur die Infektionsursache finden, sondern die Patienten tatsächlich auch zu heilen.“
In ihrer klinischen und wissenschaftlichen Arbeit auf diesem Gebiet hat Prof. Moter viel gelernt über die „Lebensgemeinschaften im Biofilm“, wie sie sie nennt. FISH zeige eine Vielfalt, die bisher nicht sichtbar gewesen sei. Und es liefere Informationen, die sonst fehlen – über die genaue Lokalisation und Organisation der Mikroorganismen, aber auch über ihren Aktivitätsstatus. Dadurch lassen sich Therapien zielgenau planen und auf ihre Wirksamkeit überprüfen, sodass Antibiotika gezielter und kürzer eingesetzt werden können.
Bisher wird das Verfahren bei der Endokarditis angewendet sowie bei oralen Biofilmen und Wunden. „Jetzt gilt es zu schauen, wo wir es noch sinnvoll einsetzen können“, so Moter. Ihr Ziel: Die Grenzen dessen, was möglich ist, weiter zu verschieben und so den Patient:innen und den behandelnden Ärzt:innen besser helfen zu können. Der Bedarf sei gegeben: „Die Medizin wird immer besser, immer mehr Implantate aus Kunstmaterial kommen zum Einsatz – hier Infektionen zu verhindern ist eine sehr spannende, aber auch eine sehr wichtige Aufgabe.“
Dafür möchte sie auch künftige Mediziner:innen in der Lehre begeistern. „Dadurch, dass die Methode wirklich Einblicke in das reale Infektionsgeschehen gibt, können wir viel zeigen und diese Welt der Mikroorganismen besser verständlich machen“, verspricht Prof. Moter. So soll das Verständnis für die zentrale Rolle die Infektiologie, die Moter gern sichtbarer machen möchte, weiter gestärkt werden.
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