Tobias Dornheim erhält Lem-Forschungspreis - Nachwuchspreis der Technischen Universität Breslau geht an CASUS-Forscher
Die Technische Universität Breslau (Wrocław Tech) ehrt wegweisende Forschungsarbeiten mit dem „Europäischen Forschungspreis Stanisław Lem“. Er ist nach dem polnischen Science-Fiction-Autor benannt. Preisträger des Jahres 2024 ist Dr. Tobias Dornheim. Das wurde auf dem jährlichen Tag der Wissenschaft und Technologie der Hochschule am 15. November bekannt gegeben. Die Auszeichnung ist mit 100.000 Polnischen Złoty (rund 23.000 Euro) dotiert. Dornheim leitet die Nachwuchsgruppe „Frontiers of Computational Quantum Many-Body Theory“ am Center of Advanced Systems Understanding (CASUS), einem Institut des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR).
Der Preis würdigt Dornheims Arbeit zur „modellfreien Diagnostik extremer Materiezustände in der imaginären Zeit“, so Wrocław Tech-Rektor Prof. Arkadiusz Wójs. Der junge Forscher entwickelte eine neue Methode zur Analyse extremer Materiezustände, wie sie beispielsweise im Inneren von Planeten oder bei Fusionsenergieexperimenten vorkommen, ohne sich dabei auf fehleranfällige Modelle zu stützen. Mit Hilfe der Imaginärzeitanalyse von Röntgendaten kann die Wissenschaft mittlerweile Temperaturen und andere Eigenschaften genauer als zuvor messen. Die Technologie wurde bereits von großen Versuchsanlagen übernommen, darunter der National Ignition Facility am Lawrence Livermore National Laboratory, dem SLAC National Accelerator Laboratory (beide USA) und dem European XFEL in Deutschland. Dornheims Verdienste sind durch zahlreiche eingeladene Vorträge, umfassende Zitierungen seiner wissenschaftlichen Artikel und erhebliche finanzielle Förderungen für weitere Forschungsprojekte belegt.
„Ich bin wirklich aufgeregt und dankbar, dass ich in diesem Jahr als Preisträger ausgewählt wurde“, sagte Dornheim in einer Videoerklärung. Der 34-Jährige fügte hinzu, dass er als leidenschaftlicher Leser das Werk von Stanisław Lem sehr schätze. Dornheim kennt Breslau bereits recht gut, da die dortige Universität Breslau eine der fünf großen Partnerinstitutionen des CASUS ist und er bereits an mehreren Workshops und Kongressen in der niederschlesischen Metropole teilgenommen hat. „Ich freue mich nun darauf, die Menschen und die Wissenschaft von Wrocław Tech kennenzulernen“, fügte er in der Erklärung hinzu. Dornheim wird im nächsten Jahr die Technische Universität Breslau besuchen, um einen Vortrag für die Öffentlichkeit zu halten und sich mit Universitätsangehörigen und Studentenorganisationen zu treffen. Dann wird ihm auch der Preis persönlich überreicht.
Tobias Dornheim promovierte 2018 an der Universität Kiel. Nach einem kurzen Postdoc-Aufenthalt in Kiel kam er 2019 ans CASUS. Anfang 2022 wurde er dort zum Leiter einer Nachwuchsgruppe ernannt. Die Gruppe „Frontiers of Computational Quantum Many-Body Theory“ ist mittlerweile auf sieben Mitglieder angewachsen. Ebenfalls 2022 erhielt Dornheim ein prestigeträchtiges Startstipendium des Europäischen Forschungsrats für seinen eingereichten Vorschlag, eine zuverlässige theoretische Beschreibung von warmer dichter Materie mit Hilfe von Methoden des maschinellen Lernens zu entwickeln.
Mit dem Lem-Preis sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis zu einem Alter von 40 Jahren unterstützt werden, die in der Europäischen Union forschen. Er wird jährlich für eine Entdeckung oder eine bedeutende Leistung in den weit gefassten Bereichen Wissenschaft und Technologie verliehen. Dabei sind auch die Kriterien Interdisziplinarität, Kreativität und Weitblick relevant. Der Preis wurde zum Gedenken an den hundertsten Jahrestag der Geburt des bedeutenden polnischen Science-Fiction-Autors Stanisław Lem ins Leben gerufen, der 1981 die Ehrendoktorwürde der Universität erhielt. Die Auswahl übernimmt jedes Jahr ein Gremium, das sich aus prominenten Akademikerinnen und Akademikern aus dem Ausland und von Wrocław Tech selbst sowie Tomasz Lem, dem Sohn des Schriftstellers, zusammensetzt. Das Preisgeld wird von einer Reihe polnischer Unternehmen und Organisationen gestiftet. Den Vorsitz des Preiskomitees 2024 mit Mitgliedern aus sechs verschiedenen Ländern führte Prof. Maciej Lewenstein vom Institut für Photonische Wissenschaften ICFO (Barcelona, Spanien).
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Tobias Dornheim
Young Investigator Group Leader
E-Mail: t.dornheim@hzdr.de
Weitere Informationen:
https://www.casus.science/news/casus-news/tobias-dornheim-receives-lem-research-prize/