Einstein Stiftung Berlin vergibt 500.000-Euro-Preis zur Förderung von Forschungsqualität
Die Einstein Stiftung Berlin zeichnet die niederländische Mikrobiologin Elisabeth Bik, die Plattform PubPeer und die Initiative PixelQuality von Christopher Schmied und Helena Jambor mit dem Einstein Foundation Award for Promoting Quality in Research 2024 aus.
Elisabeth Bik wird mit dem „Individual Award“ geehrt. Die Mikrobiologin, Wissenschafts-Whistleblowerin und unabhängige Beraterin für Forschungsintegrität hat die Verwendung betrügerischer oder fehlerhafter Daten in über 7.600 wissenschaftlichen Arbeiten nachgewiesen und die Praxis aufgedeckt, Autorenschaften für gefälschte Studien zu verkaufen. Der „Institutional Award“ würdigt die Bedeutung von PubPeer, einer Plattform für die direkte Begutachtung und Diskussion publizierter Forschungsdaten. Der Einfluss von PubPeer auf die wissenschaftliche Gemeinschaft ist erheblich: Die Plattform hat dazu beigetragen, Fehler in der Arbeit renommierter Wissenschaftler:innen aufzudecken, Betrug zu bekämpfen und die Entstehung einer internationalen, interdisziplinären Expertengemeinschaft für wissenschaftliche Integrität zu fördern. Der „Early Career Award“ geht an PixelQuality von Christopher Schmied und Helena Jambor. Das Projekt zielt darauf ab, die Reproduzierbarkeit von Ergebnissen in den Lebenswissenschaften zu verbessern, indem es stringente Richtlinien für die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Bilddaten etabliert und dabei den Einfluss von KI bei deren Erstellung und Analyse berücksichtigt.
Der mit insgesamt 500.000 Euro dotierte Einstein Foundation Award würdigt Wissenschaftler:innen sowie Institutionen, die maßgeblich zur Verbesserung der Qualität von Forschung und der Belastbarkeit von Forschungsergebnissen beitragen. Der Preis wird gemeinsam mit dem QUEST Center for Responsible Research, Berlin Institute of Health (BIH) at Charité verliehen. „Der Einstein Foundation Award möchte die Bedeutung von Qualität und Nachvollziehbarkeit in der Forschung hervorheben, besonders vor dem Hintergrund, dass die Wissenschaft eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung globaler Herausforderungen spielt“, erklärt Martin Rennert, Vorstandsvorsitzender der Einstein Stiftung. „Indem wir diejenigen ehren, die die Verbesserung von Forschungskultur und -praxis vorantreiben, fördern wir eine Zukunft, in der wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur verlässlicher, sondern auch gesellschaftlich relevanter sind.“
Der Preis wird in drei Kategorien verliehen: an Einzelpersonen, Institutionen und an Nachwuchsforschende. Die Preisträger:innen werden von einer renommierten internationalen Jury ausgewählt, die sich aus Wissenschaftler:innen verschiedener Disziplinen zusammensetzt. „Das hochkarätige Bewerberfeld hat die Jury vor die schwierige Aufgabe gestellt, nur drei Preistragende auszuwählen, und es verdeutlicht das große Engagement für Integrität in der Forschung und vertrauenswürdige Wissenschaft”, betont die Jurypräsidentin Marcia McNutt, Präsidentin der U.S. National Academy of Sciences, die Partnerin des Einstein Foundation Awards ist.
„Die Einstein Stiftung schließt eine entscheidende Lücke, indem sie verlässliche und transparente Forschungspraktiken fördert, die zu soliden Lösungen führen. Wir freuen uns, die engagierten Akteur:innen zu ehren, die sich für Forschungsqualität einsetzen und nun endlich die Anerkennung erhalten, die sie verdienen“, sagt Ulrich Dirnagl, Gründungsdirektor des QUEST Center am BIH und Sekretär des Awards. „Zusammen mit den Gewinner:innen des Early Career Award treiben sie den notwendigen Wandel hin zu einer verantwortungsvollen Forschungskultur voran.“
Jury-Mitglied Mai Har Sham, Professorin für Biomedizin an der Chinese University of Hong Kong, unterstreicht: „Elisabeth Biks Beitrag zur Aufdeckung manipulierter Abbildungen und gefälschter Forschungsdaten und -publikationen hat weltweit enorme Auswirkungen gehabt. Ihre Arbeit hat das Bewusstsein für fragwürdige Forschungspraktiken geschärft und die wissenschaftliche Gemeinschaft für verantwortungsvolles Verhalten in der Forschung sensibilisiert.“
Dorothy Bishop, emeritierte Professorin für Entwicklungsneuropsychologie an der University of Oxford und Nominierende der PubPeer Foundation, betont: „PubPeer hat die Art und Weise, wie Forschung kommuniziert wird, grundlegend verändert. Die Plattform bietet eine einfache Möglichkeit, Kommentare zu veröffentlichten Artikeln hinzuzufügen, was vorher nicht möglich war, und stellt damit eine wichtige Verteidigungslinie gegen wissenschaftlichen Betrug dar.“
Helena B. Nader, Präsidentin der Brazilian Academy of Sciences und Mitglied der Preisjury, sagt: „Bilddaten in der Forschung sind mehr als reine Darstellungen, sie sind die Belege wissenschaftlicher Erkenntnisse. PixelQuality hat neue Maßstäbe für ihre Reproduzierbarkeit und Transparenz gesetzt. Der Preis wird dazu beitragen, diese Bemühungen weiter zu unterstützen und einen Wandel in diesem Bereich voranzutreiben.“
Der Einstein Foundation Award wird von der Wübben Stiftung Wissenschaft finanziert. Zusätzliche Mittel stellt das Land Berlin bereit. Der Verlag Nature Portfolio, die Public Library of Science, die National Academy of Sciences, die Berlin University Alliance, die Max-Planck-Gesellschaft und die Max-Planck-Förderstiftung unterstützen die Einstein Stiftung Berlin und das BIH QUEST Center for Responsible Research at Charité bei der internationalen Etablierung und Umsetzung des Preises.
Ausführliche Porträts der Ausgezeichneten sowie Fotos zum Download finden Sie im Pressebereich unserer Website unter https://www.einsteinfoundation.de/presse/2024/18112024-09/24
Die Ausschreibungsfrist für internationale Nominierungen und Bewerbungen für den Einstein Foundation Award 2025 wird im Januar 2025 unter https://award.einsteinfoundation.de/ veröffentlicht.
Die Einstein Stiftung Berlin ist eine gemeinnützige, unabhängige und wissenschaftsgeleitete Einrichtung, die als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet wurde. Sie fördert Wissenschaft und Forschung fächer- und institutionenübergreifend in und für Berlin auf internationalem Spitzenniveau. Rund 240 Wissenschaftler:innen – unter ihnen drei Nobelpreisträger –, über 70 Projekte und acht Einstein-Zentren wurden bislang gefördert.
Weitere Informationen:
https://www.einsteinfoundation.de/presse/2024/18112024-09/24