Von veränderten Lebensbedingungen und neuen Krankheitsmustern / die Versorgungslage in Afrika
Internationale Konferenz im tansanischen Moshi diskutiert die medizinische Versorgungslage in Afrika südlich der Sahara
Im globalen Süden kommt es derzeit zu einer dramatischen Verschiebung bei den Krankheitsmustern. Ursache sind die veränderten Umwelt- und Lebensbedingungen, die Verstädterung und Industrialisierung, besonders der Klimawandel und die sich ändernden Ernährungsweisen. Diesen Befund stellt Prof. Dr. Harald Renz, Leiter des Instituts für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Molekulare Diagnostik der Philipps-Universität Marburg, zu Beginn einer internationalen Tagung in der Stadt Moshi, gelegen im nördlichen Tansania. Dort veranstaltete das Kilimanjaro Christian Medical College (KCMC) gemeinsam mit der Philipps-Universität Marburg unter Renz‘ Federführung die dreitägige Konferenz „Epidemiological Shifts: Navigating Changing Disease Patterns in Sub-Saharan Africa“ (16. bis 18. Oktober 2024).
„Natürlich spielen Infektionserkrankungen wie Malaria, Aids und Tuberkulose nach wie vor eine große Rolle. Jedoch werden diese Erkrankungen jetzt überlagert durch die sogenannten chronischen, nichtübertragbaren Erkrankungen, kurz NCDs“, sagt der Labormediziner. Zu diesen zählen Mediziner*innen etwa Diabetes, Allergien, Asthma, Autoimmunerkrankungen, Tumore und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Verschiebung zu den NCDs stellt Gesundheitssysteme, Ärzte und Pflege, aber auch die Universitäten vor gewaltige Herausforderungen, die auf der Konferenz diskutiert wurden.
„Die Konferenz zeigt in beeindruckender Weise die Breite und Tiefe der interdisziplinären Kooperation mit den Institutionen in Moshi. Als Leiter einer Forschungsgruppe, die ebenfalls in der Region über mehr als ein Jahrzehnt geforscht hat, freut es mich besonders, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern in Moshi die wissenschaftlichen Verbindungen festigen und ausbauen“, sagte Prof. Dr. Thomas Nauss, Präsident der Uni Marburg, in einer Videobotschaft an das Konferenzplenum.
Rund 300 Teilnehmende verzeichnetet die Konferenz. „Viele davon junge Nachwuchsärzte und -ärztinnen“, berichtet Renz. In die für die Medizin wichtige Facharztweiterbildung wird auch an anderer Stelle investiert: Mit Hilfe des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) konzipiert das KCMC derzeit eine Weiterbildung für Notarztmedizin.
Aus Marburg beteiligten sich Prof. Dr. Harald Renz mit einem Plenarvortrag zum Anstieg der NCDs im Kontext von Klimawandel und Biodiversität, sowie mit Fokus auf ihre Fachdisziplinen Prof. Dr. Stefanie Weber (Kinderklinik), Prof. Dr. Chrysanthi Skevaki (Laboratoriumsmedizin), Christian Kreisel (Koordinator der Projekte zur Notfallmedizin), Dr. Anita Hartmann (Notfallmedizin), die Doktorandin Netra Bhandari und Prof. Dr. Sebastian Kuhn (digitale Medizin).
Die dreitätige Konferenz wurde unterstützt durch den DAAD, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Stiftung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (SPMD) sowie die Marburger von-Behring-Röntgen-Stiftung.
Bildtext: Neben einer Videoschalte zum deutschen Botschafter in Tansania, Dr. Thomas Terstegen, wandte sich auch Uni-Präsident Prof. Dr. Thomas Nauss (Bild) per Video an die Konferenzteilnehmenden. Foto: Harald Renz
Bild zum Download: https://www.uni-marburg.de/de/aktuelles/news/2024/km2024
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Harald Renz
Instituts für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Molekulare Diagnostik
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 58-66234
E-Mail: renzh@med.uni-marburg.de