Wissenschaftlicher Klimabeirat des Landes Brandenburg: „Klimaschutz ist wichtig für die Zukunftsfähigkeit Brandenburgs“
Der Wissenschaftliche Klimabeirat des Landes Brandenburg (WKB) hat mit seiner ersten Arbeitssitzung in Potsdam seine Tätigkeit aufgenommen. Unter dem Vorsitz von Hermann Lotze-Campen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wird der WKB wird einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Brandenburger Klimaplans leisten. Der im März 2024 beschlossene Klimaplan enthält 103 Maßnahmen und gibt für das Land Brandenburg einen Weg vor, wie die Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 erreicht werden soll.
Der Klimaplan ist in einem breit angelegten Beteiligungsprozess mit allen zuständigen Ministerien und Verwaltungen, mit einer Vielzahl von Stakeholdern sowie Bürgerinnen und Bürgern im ganzen Land entstanden.Aufgabe des unabhängigen, wissenschaftlichen Klimabeirats ist es, den Umsetzungsprozess zum Klimaplan zu begleiten. Dabei geht es um die regelmäßige Überprüfung der Umsetzungsfortschritte und die Weiterentwicklung der Maßnahmen. Die zwölf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler decken mit ihrer Expertise alle Handlungsfelder des Klimaplans ab. In dieser ersten Stellungnahme möchte der WKB an einigen Beispielen verdeutlichen, dass der mittel- und langfristige Nutzen wichtiger Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen die kurzfristigen Kosten deutlich übersteigen wird. Die Zukunftsfähigkeit Brandenburgs hängt unmittelbar mit der Umsetzung des Klimaplans zusammen.
+++ Energie und Wasserstoffwirtschaft +++
Umsetzung der Energiestrategie 2040, insbesondere der konsequente Ausbau der erneuerbaren Energien: Dies ermöglicht dem Land eine sichere, zukunftsfähige Energieversorgung, die zunehmend von den Industrieunternehmen gebraucht und gefordert wird und bereits heute ein entscheidender Standortvorteil ist. Im Klimaplan wird dabei betont, dass die Kommunen sowie die Bürgerinnen und Bürger einen signifikanten ökonomischen Nutzen von diesem Ausbau haben sollen.
Entwicklung der Region Lausitz zu einer führenden Modellregion für den Umbau von einer fossilen zu einer komplett erneuerbaren Energieversorgung („Net Zero Valley Lausitz“): so kann für die unmittelbar vom Strukturwandel betroffene Region wieder eine industrielle Perspektive entstehen.
+++ Klimaneutrale Industrie +++
Investitionen in erneuerbare Industrieprozesse und ein umfassendes Kohlenstoff-Management: Zusammen mit der Industriestrategie des Landes fördert der Klimaplan die mittel- und langfristige Wettbewerbsfähigkeit in Brandenburg.
+++ Wärmewende, Bauen und Wohnen +++
Umsetzung der Wärmewende für Klimaschutz und bezahlbares Wohnen: zusammen mit der Energiestrategie des Landes ebnet der Klimaplan den Weg für eine sozialverträgliche energetische Sanierung von fossil beheizten Gebäuden. Hierfür spielen technologisch ausgereifte, zunehmend auch geothermische Wärmepumpen eine wichtige Rolle.
Ausbau der Fernwärme und Erschließung von Tiefengeothermie: Das Beispiel Potsdam zeigt, dass in Zukunft eine sichere Wärmeversorgung zu stabilen Preisen ermöglicht werden kann, auch in dicht bebauten Altbauvierteln, in denen kaum andere Optionen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung verfügbar sind. Dies macht die Bereitstellung von zusätzlichen Kapazitäten für die Spitzenlasten im Winter weniger notwendig und kann entsprechend zur Kostensenkung der Wärmebereitstellung beitragen.
+++ Verkehr und Mobilität +++
Elektrische Mobilität und ein stärkeres Angebot des Umweltverbunds aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr: Die Mobilitätsstrategie des Landes ebnet gemeinsam mit dem Klimaplan den Weg für eine verbesserte Mobilität in ländlichen Regionen und in der Verbindung von Stadt und Land. Elektrische Fahrzeuge können im ganzen Land laden. Hierzu werden in den Städten Ladesäulen aufgebaut und die Stromnetze dazu ertüchtigt. Der ÖPNV bildet die Stütze für ein intermodales Verkehrsangebot, das auch Fahrrad- und Fußwege einbindet. An Verknüpfungspunkten werden Mobilitätsstationen mit Park & Ride eingerichtet.
Der Verbrauch endlicher Ressourcen durch den Verkehr wird gesenkt und die Lebensqualität steigt - durch mehr Teilhabemöglichkeiten für durch Mobilitätsarmut bedrohte Personen und Verbesserungen beim Lärm, Unfällen und Schadstoffen.
Darüber hinaus bieten sich Chancen für den gesellschaftlichen und regionalen Zusammenhalt sowie neue Impulse für die lokale Wertschöpfung in der Fahrzeugindustrie, der Mobilitätsbranche und im Elektrizitätssektor.
+++ Landwirtschaft, Landnutzung und Forstwirtschaft +++
Klimaangepasste und emissionsarme Landwirtschaft: Mit der Umsetzung des Klimaplans kann die Landwirtschaft in Brandenburg eine führende Rolle bei der Entwicklung von neuen Produktionsverfahren einnehmen, die Klimaanpassung und Klimaschutz miteinander verbinden. Der Aufbau von Hecken und anderen Landschaftselementen speichert nicht nur Kohlenstoff, sondern schützt auch vor zunehmender Erosion in Folge von zunehmend häufigeren Extremwetter-Ereignissen. Durch eine geschickte Kombination von Landwirtschaft und Freiflächen-Solaranlagen können neue regionale Einkommensmöglichkeiten entstehen.
Neue Nutzungsmöglichkeiten auf wiedervernässten Moorflächen: Die Kombination von Paludikultur mit dem Aufbau von Wertschöpfungsnetzen für die stoffliche Biomassenutzung und erneuerbaren Energien kann die Umsetzung der Ziele aus dem Moorschutzprogramm und der Niedrigwasser-Strategie des Landes Brandenburg fördern.
Umfassender Moorschutz im Wald und Offenland speichert Kohlenstoff, stabilisiert den Wasserhaushalt und erhält wertvolle Ökosysteme. Der Klimaplan unterstützt damit auch das Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt.
Umbau der Brandenburger Wälder hin zu klimaresilienten und standortgerechten Mischwäldern trägt dazu bei, die Kohlenstoffspeicherung in den Brandenburger Wäldern zu erhalten, den Landschafts-Wasserhaushalt zu verbessern und den Erholungswert und die touristische Attraktivität zu steigern.
+++ Treibhausgasneutrale Landesverwaltung und kommunaler Klimaschutz +++
Langfristige Entlastung der öffentlichen Haushalte: Durch investive Klimaschutzmaßnahmen in Sanierung und Modernisierung auf der Basis erneuerbarer Energien können die öffentlichen Haushalte langfristig krisenfest gemacht werden.
Gesundheitsfördernde und nachhaltige Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung: im Einklang mit der Ernährungsstrategie Brandenburg und des Landesprogramms „Gute gesunde Schule“ fördert der Klimaplan eine klimagerechte Gemeinschaftsverpflegung in landeseigenen Kantinen sowie in Schulen. Dies leistet neben dem Klimaschutz auch einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit und zur Senkung der Kosten im Gesundheitswesen.
Der Klimaplan bietet mit dem Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2045 für die Wirtschaft und Gesellschaft Brandenburgs eine klare, langfristige und verlässliche Perspektive für die gemeinsame Ausgestaltung der Zukunft und wirkt damit einer zunehmenden Verunsicherung der Bevölkerung entgegen.
Die zügige, umfassende und sozial ausgewogene Umsetzung des Klimaplans legt die Grundlagen für ein wirtschaftlich erfolgreiches, lebenswertes und sozial gerechtes Brandenburg, sowohl für die heutige als auch für zukünftige Generationen. Der Klimaplan ist damit ein zentrales politisches Instrument der zukünftigen Landesregierung.
Mitglieder des Wissenschaftlichen Klimabeirats (WKB) des Landes Brandenburg:
Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen (Vorsitz) (PIK - Potsdam Institut für Klimafolgenforschung und Humboldt-Universität zu Berlin)
Prof. Dr. Sophia Becker (RIFS – Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam und Technische Universität Berlin)
Dr. Oliver Bens (GFZ - Helmholtz-Zentrum Potsdam - Deutsches GeoForschungsZentrum )
Prof. Dr. Andreas Bolte (Thünen-Institut (Eberswalde) und Universität Göttingen)
Prof. Dr. David Bruhn (Fraunhofer IEG (Cottbus) und TU Delft (Niederlande))
Prof. Dr. Bernd Hirschl (BTU Cottbus-Senftenberg und IÖW - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung))
Prof. Dr. Meike Jipp (DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) (bis Herbst 2025 vertreten durch:
Prof. Dr. Gernot Liedtke, DLR - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Institut für Verkehrsforschung, TU Berlin)
Prof. Dr. Roh Pin Lee (BTU Cottbus-Senftenberg)
Prof. Dr. Gunnar Lischeid (ZALF - Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung und Universität Potsdam)
Prof. Dr. Annette Prochnow (ATB - Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. und Humboldt-Universität zu Berlin)
Prof. Dr. Michael Prytula (Fachhochschule Potsdam (FHP))
Dr. Katja Schumacher (Öko-Institut, Institut für angewandte Ökologie (Berlin)
Link zum Klimaplan Brandenburg: https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/klimaschutz/klimaschutz/klimaplan/