Streifenanbau mit Raps und Weizen ist vielversprechende Strategie, um Artenvielfalt in Agrarökosystemen zu fördern
Vierjähriges Projekt von JKI und Universität Kiel mit 15 landwirtschaftlichen Betrieben in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ergab, dass sich durch Streifenanbau die Artenvielfalt erhöhen lässt bei nur leichten Ertragseinbußen. Forschende ermitteln, welche Anreize für die Praxis nötig sind, um das System langfristig zu etablieren.
(Braunschweig) Der Streifenanbau, bei dem Raps und Weizen abwechselnd in Streifen auf einem Feld angelegt werden, stellt ein innovatives Anbausystem dar. Es zielt darauf ab, bei nur geringen Ertragseinbußen die Artenvielfalt zu steigern und somit die Ökosystemdienstleistungen zu erhöhen. In einem vierjährigen Forschungsprojekt, das durch die Deutsche Rentenbank gefördert wurde, untersuchten Forschende der Universität Kiel und des Julius Kühn-Instituts (JKI) in Braunschweig auf Betrieben in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen dieses diversifizierten Anbausystems im Vergleich zu reinen Raps- und Weizenfeldern. Die Ergebnisse des Testanbaus wurden im November auf einer Tagung in Braunschweig (20.11.) sowie auf einer Online-Konferenz (26.11.) Praktikern und Multiplikatoren vorgestellt.
Die Anlage des Streifenanbaus wird durch die zunehmende Digitalisierung in der Landwirtschaft, z.B. durch GPS-gestütze Fahrspurassistenzsysteme, erleichtert. Die Auswertung der erhobenen Daten aus den Jahren 2022 und 2023 ergab, dass der Streifenanbau mit Weizen und Raps eine Förderung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft im Vergleich zu den reinen Raps- und Weizenfeldern bewirkt. „Besonders Ackerwildpflanzen, Laufkäfer und Feldvögel profitieren von den zusätzlichen Grenzlinien zwischen den Streifen und der gesteigerten Kulturartenvielfalt auf dem Feld“, berichtet Dr. Doreen Gabriel vom JKI. Sie und ihre Kollegin Michelle Grote haben zudem eine tendenziell höhere Parasitierung von Blattläusen in den Weizenstreifen beobachtet. Dieser Effekt war besonders in den insektizidfreien Versuchsvarianten sichtbar.
Dr. Gunnar Breustedt, der Initiator des Projekts von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, befragte die teilnehmenden Betriebe zu ihren Erträgen und Kosten. Die Landwirte berichteten über leichte Ertragseinbußen, im Mittel unter 5 Prozent bei Raps und Weizen sowie über die ihnen entstandenen Zusatzkosten von etwa 250 Euro/ha. „Um den Streifenanbau wirtschaftlich attraktiv zu machen, könnte eine Förderung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik, die GAP, sinnvoll sein“, erklärt Breustedt. Seine Schlussfolgerung: Eine Prämie von 1,50 Euro pro Meter Streifenlänge der Zweitkultur würde die Akzeptanz des Anbausystems erhöhen, denn dann wäre laut seiner Umfrage etwa die Hälfte der befragten Landwirte bereit, den Streifenanbau zu etablieren. Die Entwicklung einer Ökoregelung auf Grundlage der Erkenntnisse aus dem Projekt könnte die Akzeptanz unter den Betrieben für dieses diversifizierte Anbausystem weiter steigern.
Das Fazit der Forschenden fällt damit positiv aus. Aus ihrer Sicht stellt der Streifenanbau mit Raps und Weizen eine wertvolle Ergänzung in der konventionellen Landwirtschaft dar, die unter Nutzung moderner Technologien Biodiversität fördern und gleichzeitig hohe Erträge sichern kann. Unterstützt wurden die Forschenden durch den Industriepartner Cargill.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Wissenschaftliche Ansprechpartnerinnen am JKI:
Dr. Doreen Gabriel und Michelle Grote
Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde
Bundesallee 58, 38116 Braunschweig
E-Mail: doreen.gabriel@julius-kuehn.de und michelle.grote@julius-kuehn.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner an der Uni Kiel:
Dr. Gunnar Breustedt
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Institut für Agrarökonomie/Landwirtschaftliche Betriebslehre und Produktionsökonomie
Wilhelm-Seelig-Platz 6, 24118 Kiel
E-Mail: gbreustedt@agric-econ.uni-kiel.de