Wie Geistliche die demografische Entwicklung in Afrika voranbringen
Ein neuer Abschlussbericht, veröffentlicht von Religions for Peace, dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), dem Auswärtigen Amt und dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, zeigt wie religiöse Akteur:innen in Afrika durch Familienplanung, Bildung und Jugendförderung entscheidend zur Gestaltung des demografischen Wandels beitragen – und welche Strategien sie dabei verfolgen.
Afrika steht vor einzigartigen demografischen Entwicklungen: Die Bevölkerung des Kontinents wächst rasant – von derzeit 1,5 Milliarden Menschen auf voraussichtlich fast 2,5 Milliarden bis 2050. 60 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahren alt. Diese Dynamik birgt enorme Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung der Länder, stellt jedoch zugleich hohe Anforderungen an die Bildung, Gesundheit und Beschäftigung der jungen Generation. Wie diese Herausforderungen bewältigt und Chancen genutzt werden können und welche Rolle religiöse Akteur:innen dabei spielen, zeigt der Abschlussbericht der internationalen Dialogserie „African Dialogues on Faith and Demography“.
In Afrika, wo sich 95 Prozent der Menschen zu einer Religion bekennen, sind Geistliche und religiöse Organisationen tief in den Gemeinschaften verankert. „Glaubensakteur:innen sind nicht nur Wegbegleiter, sondern oft die treibende Kraft für soziale Veränderungen und arbeiten bereits heute zu Bevölkerungsfragen. Sie sind in ihren Gemeinschaften aktiv in den Bereichen Gesundheit, Bildung, humanitäre Hilfe, leisten psychosoziale Unterstützung und üben so Einfluss auf demografische Entwicklungen aus. Ihre Nähe zu den Menschen macht sie zu unverzichtbaren Partnern in der Gestaltung des sozialen und demografischen Wandels“, so Colette Rose, Autorin des Berichts.
Die Dialogserie African Dialogues on Faith and Demography, die vom Dachverband Religions for Peace, dem Auswärtigen Amt, UNFPA und dem Berlin-Institut organisiert wurde, hatte zum Ziel, die Potenziale an der Schnittstelle zwischen Religion und Demografie zu beleuchten. Sie bot die Möglichkeit für Expert:innen, Geistliche und Mitglieder religiöser Initiativen und Verbände aus ganz Afrika ins Gespräch zu kommen. Der Bericht basiert auf den Erkenntnissen der insgesamt sechs Dialoge und zeigt zentrale Handlungsfelder auf:
• Geschlechtergerechtigkeit fördern: Religiöse Führungspersönlichkeiten wirken gegen schädliche Praktiken wie Kinderheirat, geschlechtsspezifische Gewalt und weibliche Genitalverstümmelung und setzen sich für neue Rollenbilder und Gleichberechtigung ein.
• Sexuelle und reproduktive Gesundheit stärken: Religiöse Organisationen klären über Familienplanung und Gesundheitsfragen auf, beispielsweise durch geschlechtergerechte Interpretationen religiöser Texte.
• Bildung für Mädchen sichern: Mit geschlechtersensiblen Ansätzen und besserer Infrastruktur, z.B. kostenlosen Menstruationsprodukten, können Glaubensgemeinschaften sicherstellen, dass Mädchen die Schule besuchen können.
• Jugendliche stärken: Religiöse Führungspersonen können den Stimmen und Bedürfnissen junger Menschen Raum geben, indem sie sie in Führungspositionen in religiösen Organisationen berufen.
Religiöse Akteur:innen: Schlüsselrolle für den Wandel
„Glaubensgemeinschaften sollten enger in Entwicklungsstrategien eingebunden werden, um den Dialog zwischen Regierungen und Zivilgesellschaft zu fördern und Ressourcen dort bereitzustellen, wo sie die Arbeit vor Ort stärken“, unterstreicht Rose. Der Bericht bietet politische Handlungsempfehlungen und dokumentiert gute Praxisbeispiele, die als Orientierung dienen können.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Nele Disselkamp, disselkamp@berlin-institut.org