Fernstudium, KI-gestützte Lehre und mehr: Neue Ergebnisse aus der Hochschul- und Wissenschaftsforschung
Wie hat sich das Fernstudium in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Deutschland entwickelt? Worin bestehen Potentiale und Herausforderungen bei der Implementierung von individuellen Lernpfaden in einem Inverted-Classroom-Ansatz? Was wissen Hochschulangehörige über Gender- und Gleichstellungsthemen, und wie kann der Wissenstransfer in der staatlich geförderten Forschung institutionalisiert werden? Auf welche Weise kann mit systemischen Evidenzsynthesen oder Scoping Reviews effizienter geforscht werden? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Beiträge zur Hochschulforschung“.
„Es freut mich, dass das erste Heft unter meiner Verantwortung das hohe Niveau, die große Breite und die Praxisrelevanz der deutschen Hochschulforschung erneut so eindrücklich widerspiegelt“, sagt Dr. Maike Reimer, die zum 1. Oktober 2024 das Amt der geschäftsführenden Herausgeberin von Dr. Johanna Witte übernommen hat. Die Artikel der Ausgabe 2/2024 befassen sich mit aktuellen Themen aus der Hochschul- und Wissenschaftsforschung.
Wie hat sich das Fernstudium in den letzten Jahrzehnten in Deutschland entwickelt? Marc Hüsch stellt die Entwicklung von Studienangeboten als auch Studierendenzahlen über einen längeren Zeitraum dar. Auch die Trägerschaft der Hochschulen, Abschlussarten, Hochschultypen und fachliche Ausrichtung werden berücksichtigt; ebenso die finanziellen Kosten, die Fernstudiengänge teilweise mit sich bringen. Er liefert einen differenzierten Hintergrund für die Diskussion um die Bedürfnisse veränderter Studierendenpopulationen, aber auch der methodischen Herausforderungen bei Analysen zum Fernstudium anhand amtlicher Indikatoren.
Worin bestehen Potentiale und Herausforderungen bei der Implementierung von individuellen Lernpfaden in einem Inverted-Classroom-Ansatz? Kevin Fuchs, Jenny Rüffer, Susanne Franke und Sven Hellbach stellen ein Konzept vor, dessen digital gestützte Selbstlernphasen den Studierenden individuelle Lernpfade bereitstellen. Die automatisierte Auswertung ermöglicht den Lehrenden eine zeitnahe und gezielte Unterstützung sowie die optimale Vorbereitung der gemeinsamen Präsenzphasen. Die Autoren stellen wichtige Erkenntnisse für die erfolgreiche Entwicklung und Implementierung derartiger Systeme vor allem unter dem Gesichtspunkt der Nutzerakzeptanz bereit.
Was wissen Hochschulangehörige über Gender und Gleichstellung? Aenne Dunker bildet in einem Mixed-Method-Design das Gleichstellungswissen und die Einstellungen von Hochschulangehörigen aller Art ab – nicht nur von wissenschaftlichen Mitarbeitenden oder Studierenden, sondern auch in Management, Wissenschaftsunterstützung und Verwaltung. Sie kann dabei fünf Typen unterscheiden – etwa die „Gleichstellungsüberzeugten“ und die „Geschlechtsblinden“. Für die Entwicklung von Gleichstellungsmaßnahmen empfiehlt sie, dieser Heterogenität gezielt Rechnung zu tragen, um den unterschiedlichen Vorannahmen und Wissensbeständen gerecht zu werden.
Wie kann Wissenstransfer in der staatlich geförderten Forschung institutionalisiert werden? Justus Henke richtet den Blick auf die eigene Disziplin: Mit Befragungsdaten und Dokumentenanalysen untersucht er die Rolle von Koordinierungsstellen der BMBF-geförderten Projekte der Bildungs-, Wissenschafts- und Hochschulforschung. Seine Analysen machen deutlich, unter welchen Bedingungen diese einen fruchtbaren Austausch der Projekte untereinander sowie den Transfer der gewonnenen Erkenntnisse in die Bildungs- oder Wissenschaftspraxis fördern konnten, und wo Zielkonflikte und Herausforderungen bestehen.
Auf welche Weise kann mit systemischen Evidenzsynthesen oder Scoping Reviews effizienter geforscht werden? Auch in unserer eigenen Disziplin wächst das Wissen exponentiell, aber die in anderen Bereichen schon gängige Methode der systematischen Evidenzsynthesen oder Scoping Reviews ist in der Hochschulforschung noch weniger verbreitet. Antje Wegener arbeitet anhand eines konkreten Beispiels sowohl die Herausforderungen als auch die Potentiale des methodischen Ansatzes heraus und zeigt auf, unter welchen Voraussetzungen das relativ junge Format eine wertvolle Ergänzung darstellen kann.
Die Beiträge zur Hochschulforschung sind eine der führenden wissenschaftlichen Zeitschriften im Bereich der Hochschulforschung im deutschen Sprachraum. Die Open-Access-Zeitschrift zeichnet sich durch hohe Qualitätsstandards und ein anonymes Peer-Review-Verfahren, ein breites Themenspektrum und eine große Reichweite aus. Präsentiert werden unterschiedliche Formate wie quantitative und qualitative empirische Analysen, Vergleichsstudien, Überblicksartikel, Einblicke in die Praxis und Standpunkte. Die Zeitschrift wird vom IHF herausgegeben.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Ansprechpartnerin am IHF ist Dr. Maike Reimer, Tel. 089 21234 315, E-Mail: beitraege@ihf.bayern.de.
Weitere Informationen:
http://www.bzh.bayern.de/. Eine Druckfassung kann per E-Mail angefordert werden (sekretariat@ihf.bayern.de).