Exzellenz in der Onkologie: Vier Spitzenforscher*innen erhalten den Deutschen Krebspreis 2025
Mit dem Deutsche Krebspreis, verliehen von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebsstiftung, werden 2025 vier Personen geehrt: Professorin Melanie Börries (Universäítätsklinikum Freiburg), Professor Walter Pail Weber (Universitätsspital Basel), Professor Matthias Fischer (Uniklinik Köln) und Professorin Monika Klinkhammer-Schalke (Universität Regensburg).
Sie leisten herausragende Arbeiten in der Krebsmedizin und -forschung – und werden dafür mit dem Deutschen Krebspreis 2025 geehrt:
• Professorin Melanie Börries, Direktorin Institut für Medizinische Bioinformatik und Systemmedizin im Department für Daten-geleitete Medizin am Universitätsklinikum Freiburg
• Professor Walter Paul Weber, Ärztlicher Departementsleiter Brust, Bauch und Becken sowie Chefarzt Brustchirurgie und Standortleiter des Basler Brustzentrums am Universitätsspital Basel
• Professor Matthias Fischer, Leiter Experimentelle Kinderonkologie in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln
• Professorin Monika Klinkhammer-Schalke, Direktorin Tumorzentrum Regensburg, Zentrum für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg
Der Preis, verliehen von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebsstiftung, zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen in der Onkologie. Er wird jährlich in den Kategorien „Translationale Forschung“, „Klinische Forschung“, „Experimentelle Forschung“ und „Versorgungsforschung“ vergeben.
Mit medizinischer Bioinformatik hin zu personalisierter Krebstherapie
Professorin Melanie Börries wird für ihre bedeutenden Beiträge zur molekularen Onkologie und personalisierten Medizin in der Kategorie „Translationale Forschung“ geehrt.
Ihre aktuelle Forschung zur Inhibition der Rho-Kinasen ROCK1/2 hat neue Ansätze zur Behandlung der Kortikosteroid-refraktären Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD) aufgezeigt. Diese schwere immunologische Reaktion kann nach einer allogenen Knochenmark- oder Stammzelltransplantation bei Blutkrebserkrankungen auftreten. Professorin Börries konnte in ihrer Arbeit zeigen, wie die krankhafte Aktivierung des Immunsystems unterbunden werden kann. Ihre Forschung bildet nun die Grundlage für eine laufende klinische Studie.
Ein weiteres zentrales Forschungsgebiet von Professorin Börries ist die Analyse der Tumormikroumgebung (TME) beim Pankreaskarzinom. Durch maschinelles Lernen entwickelte sie ein Modell, das in Abhängigkeit der TME sowohl das Therapieansprechen als auch die Überlebenswahrscheinlichkeit vorhersagen kann. Zudem treibt sie mit Patient-derived Organoids (PDOs) die personalisierte Krebstherapie voran. Diese aus Patient*innenbiopsien gewonnenen Organoide ermöglichen nicht nur eine personalisierte Vorhersage des Therapieansprechens, sondern liefern auch wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien. Zudem engagiert sich Professorin Börries für die Weiterentwicklung innovativer molekularer Tumorboards und konzipierte Visualisierungs- und Analysetools, die komplexe Sequenzierungsdaten für Therapieentscheidungen und für die Forschung nutzbar machen.
Als Leiterin des von der Nationalen Dekade gegen Krebs geförderten Konsortiums „Personalisierte Medizin für die Onkologie“ (PM4Onco) sowie als Standortsprecherin des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) prägt Professorin Börries die translationale Krebsforschung maßgeblich.
Internationale Kooperation zur Optimierung der Brustkrebschirurgie
Professor Weber erhält den Deutschen Krebspreis 2025 in der Kategorie „Klinische Forschung“ für seine wegweisenden Arbeiten zur Brustkrebsbehandlung. Als weltweit anerkannter Experte hat er durch Forschung und klinische Innovationen die chirurgische Behandlung von Brustkrebspatient*innen maßgeblich verbessert. Die Chirurgie spielt eine zentrale Rolle in der Brustkrebstherapie. Bei der Operation wird der Tumor möglichst vollständig entfernt und die Brust anschließend ganz oder teilweise wiederhergestellt.
Als Gründer des Oncoplastic Breast Consortium (OPBC), einer globalen Forschungsgruppe, widmet Professor Weber sich der kontinuierlichen Verbesserung der onkologischen Brustchirurgie. Hauptziel ist die Erhöhung der Lebensqualität mit Hilfe von onkoplastischen Operationstechniken und verbesserter Achselhöhlenchirurgie. Mit Mitgliedern aus 97 Ländern führt die Forschungsgruppe multizentrische Studien durch, definiert Forschungsprioritäten und erarbeitet neue klinische Richtlinien. Schwerpunkt hierbei ist stets die Zusammenarbeit mit Patientenvertreter*innen. Dieser Ansatz gewährleistet, dass die untersuchten Fragestellungen die tatsächlichen Bedürfnisse von Brustkrebspatient*innen treffen.
In der Forschungsgruppe leitete Professor Weber zwei Projekte (Delphi- und Consensus-Initiativen), in denen international führende Expert*innen und Patientenvertreter*innen bestehende Unsicherheiten im chirurgischen Management von Brustkrebs identifiziert haben. Daraus wurden die relevanten Forschungsprioritäten für die Forschungsgruppe abgeleitet. Darüber hinaus hat Professor Weber mit der Gründung des Basel Breast Consortium interdisziplinäre Brücken zwischen klinischer und translationaler Forschung gebaut, um innovative Therapieansätze weiterzuentwickeln.
Molekulare Mechanismen des Neuroblastoms entschlüsselt
Professor Matthias Fischer wird für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen zur Erforschung des Neuroblastoms mit dem Deutschen Krebspreis 2025 in der Kategorie „Experimentelle Forschung“ ausgezeichnet. Als führender Physician Scientist – forschender Arzt – hat er entscheidende Erkenntnisse zur molekularen Klassifikation dieses hochkomplexen Tumors, der zumeist im frühen Kindesalter auftritt, geliefert und damit neue Wege für Diagnose und Therapie für betroffene Kinder eröffnet.
Mit seiner Arbeit konnte Professor Fischer Erkenntnisse über die Entstehung von Neuroblastomen gewinnen und zeigen, dass Telomererhaltungsmechanismen verantwortlich für die maligne Entartung des Tumors sind. Diese Mechanismen verhindern die natürliche Verkürzung der Chromosomenenden, wodurch sich die Krebszellen unbegrenzt teilen können und der Tumor aggressiv wächst. Dagegen bilden sich Neuroblastome, denen solche Mechanismen fehlen, mit der Zeit spontan zurück.
Weiterhin gelang es ihm, molekulare Mechanismen zu entschlüsseln, die zu genomischen Amplifikationen im Neuroblastom und anderen Tumoren führen. Diese genomischen Vervielfältigungen können das Tumorwachstum fördern. Neben seiner molekulargenetischen Arbeit setzt sich Professor Fischer für den Transfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse in die klinische Praxis ein: Durch eine verbesserte Risiko-Stratifizierung des Neuroblastoms und den genomisch getriggerten Einsatz von ALK-Inhibitoren als personalisierte Therapieoption hat seine Arbeit direkten Einfluss auf die Versorgung junger Krebspatient*innen und prägt die moderne, personalisierte Medizin in diesem Bereich nachhaltig.
Pionierin der onkologischen Versorgungsforschung
Professorin Klinkhammer-Schalke wird in der Kategorie „Versorgungsforschung“ für ihre Verdienste in der onkologischen Qualitätssicherung und Versorgungsforschung ausgezeichnet. Durch den Aufbau flächendeckender Netzwerke hat sie maßgeblich zur Verbesserung der onkologischen Versorgung und der versorgungsnahen Forschung beigetragen. Als langjährige Vorsitzende des Deutschen Netzwerks Versorgungsforschung e. V. (DNVF) sowie der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V. (ADT) und Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans hat sie entscheidende Impulse für die systematische Erfassung und Analyse von Versorgungsstrukturen gesetzt.
Professorin Klinkhammer-Schalke ist eine entscheidende Wegbereiterin für die flächendeckende Etablierung klinischer Krebsregister. In den Krebsregistern werden Daten über das Auftreten, die Behandlung und den Verlauf von Krebserkrankungen in der ambulanten und stationären Versorgung erfasst und ausgewertet. Diese Datensätze sind heute essenziell für die Qualität und Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung krebskranker Menschen. Im Besonderen hat Professorin Klinkhammer-Schalke an der Entwicklung des einheitlichen Onkologischen Basisdatensatzes mitgewirkt. Dieser trägt dazu bei, dass Versorgungsdaten bundesweit systematisch erhoben und für Forschungszwecke nutzbar gemacht werden, wie beispielhaft ab 2006 für die bundesweite onkologische Qualitätskonferenz der ADT für 21 Tumorentitäten. Auf dieser Grundlage konnte sie in wegweisenden Studien die onkologische Versorgungsforschung in den Fokus rücken und auch strukturelle Fragestellungen beleuchten. Ein Beispiel dafür ist die WIZEN-Studie, in der die Bedeutung von zertifizierten Krebszentren für das Überleben von Patient*innen nachgewiesen wurde.
Der Deutsche Krebspreis
Der Deutsche Krebspreis wird seit 1986 jährlich für hervorragende Arbeiten im deutschsprachigen Raum verliehen:
• in der experimentellen onkologischen Grundlagenforschung (experimenteller Teil),
• in der translationalen Forschung (Transfer experimenteller Forschungsergebnisse in den klinischen Bereich),
• in der Tumordiagnostik und -behandlung (klinischer Teil).
• für Versorgungsforschung (2024 noch als Sonderpreis, seit 2025 als feste Kategorie)
Jede Kategorie ist mit 7.500 Euro dotiert.
Stifter des Deutschen Krebspreises sind die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebsstiftung. Mehr auf https://deutscher-krebspreis.de
Hinweis an die Redaktionen
Fotos der Preisträger*innen stellen wir Ihnen auf Anfrage (presse@krebsgesellschaft.de) gern zur Verfügung.
125 Jahre Wissen aus erster Hand – die Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG) – eine Nachfolgeorganisation des 1900 gegründeten „Comité für Krebssammelforschung“ – ist die größte wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum. Die rund 8.300 Einzelmitglieder in 25 Arbeitsgemeinschaften, die 16 Landeskrebsgesellschaften und 33 Fördermitglieder sind in der Erforschung und Behandlung von Krebserkrankungen tätig. Die DKG engagiert sich für eine Krebsversorgung auf Basis von evidenzbasierter Medizin, Interdisziplinarität und konsequenten Qualitätsstandards, ist Mitinitiatorin des Nationalen Krebsplans und Partnerin der „Nationalen Dekade gegen Krebs“.
https://krebsgesellschaft.de
Deutsche Krebsstiftung
Die Deutsche Krebsstiftung ist eine Stiftung der Deutschen Krebsgesellschaft und setzt sich für die Krebsprävention und die Belange derer ein, die mit Krebs leben. Die Mitglieder im Vorstand und Kuratorium der Deutschen Krebsstiftung sind Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Forschung und anderen gesellschaftlichen Bereichen. Wir bieten Aktionen und Infos für alle, die vor der Aufgabe stehen, die Krankheit Krebs in ihren Alltag zu integrieren. Darüber hinaus fördern wir Aufklärungsmaßnahmen, zum Beispiel zur wirkungsvollen Krebsprävention. Mehr Infos: https://deutsche-krebsstiftung.de
Pressekontakt Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
Clara Teich und Angelina Gromes
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Kontakt Deutsche Krebsstiftung
Iris Meumann
Kuno-Fischer-Straße 8
14057 Berlin
Tel: 030 3229329-15
E-Mail: meumann@deutsche-krebsstiftung.de
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