Historische Premiere: Die ersten 36 Absolventinnen des neuen Hebammenstudiums verlassen als Bachelor of Science die HSBI
Der 2021 an der Hochschule Bielefeld gegründete Bachelorstudiengang „Angewandte Hebammenwissenschaft“ hat seine ersten Absolventinnen hervorgebracht. Das neue Studium ist ein Beitrag zur Verbesserung der Versorgungssicherheit in OWL und zugleich die überfällige Anpassung der Ausbildung an den gesetzlich vorgeschriebenen europäischen Standard. Stellvertretend für ihre Kommilitoninnen berichten zwei der Absolventinnen über die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis im Studium – und ihre Leidenschaft für den Beruf.
Bielefeld (hsbi). Mona Hanning aus Bielefeld hebt hervor, dass sie während des Studiums viele Geburten begleiten durfte: „Ich war bei ganz besonderen, intimen und herausfordernden Momenten dabei und konnte den werdenden Eltern nicht selten als Stütze dienen.“ Hannings Kommilitonin Leila Bredenbals aus Schloss Holte-Stukenbrock war überrascht, dass Hebammen im Klinikalltag als zentrale Anlaufstelle für viele Berufsgruppen fungieren: „Trotz ihrer bedeutenden Rolle wird die Arbeit von Hebammen oft nicht in dem Maße gewürdigt, wie sie es verdienen würde. Dieser Beruf verlangt nicht nur umfassendes Fachwissen, sondern auch die Übernahme von großer Verantwortung und eine gehörige Portion Empathie.“
Personenzentrierte Beratung, traumasensible Betreuung sind Akzente des Studiums
Die beiden 23- und 22-jährigen Frauen gehören zu den ersten Absolventinnen, die an der Hochschule Bielefeld (HSBI) das 2021 neueingeführte siebensemestrige Studium der Angewandten Hebammenwissenschaft erfolgreich abgeschlossen haben. Zum Hintergrund: Die Ausbildung von Hebammen wurde 2020, wie es schon seit längerem europäischer Standard ist, auch in Deutschland akademisiert: Hatten bis dahin die sogenannten Hebammenschulen die Federführung für die theoretische Lehre inne, so ging diese Aufgabe auf die Hochschulen über. Studien hatten gezeigt, dass die Akademisierung der Ausbildung die Qualität von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett verbessert. „Aus meiner Erfahrung als Professorin für Hebammenwissenschaft seit 2015 ist es bereits seit langem selbstverständlich, dass hochschulisch ausgebildete Hebammen nach dem Studium praktisch tätig werden und dort sehr gute Arbeit leisten“, so Studiengangsleiterin Prof. Dr. Annette Bernloehr. „Mit dem neuen Studiengang konnten mein großartiges Team und ich nun aber auch eigene inhaltliche Schwerpunkte setzen. Es ist eine Freude zu sehen, wie unsere neuen Hebammen jetzt ihr fachliches Wissen und Können, aber auch unsere Ideale der personenzentrierten Beratung und der traumasensiblen Betreuung umsetzen“, so Bernloehr weiter.
2.800 Stunden Theorie an der HSBI, 2.200 Stunden Praxis in Kliniken und Hebammenpraxen
Die ersten 36 in OWL nach der neuen Vorgabe ausgebildeten Hebammen haben den Beruf im regelmäßigen Wechsel aus Theorie und Praxis gelernt. Das Studium umfasste insgesamt 2.800 Stunden Theorie an der HSBI und 2.200 Stunden Praxis, darunter Einsätze in verschiedenen Kliniken und unterschiedlichen Bereichen wie Kreißsaal, Wochenbett- und Frühgeborenenstation. Zwölf Wochen absolvierten die Studierenden außerdem praktische Studienphasen bei freiberuflich tätigen Hebammen, um die aufsuchende Betreuung im Wochenbett, Schwangerschaftsvorsorge und Geburtsvorbereitungskurse kennenzulernen. Auch außerklinische Geburten im Geburtshaus oder in Form von Hausgeburten gehörten zu den Praxiserfahrungen. Praktika waren überdies auch im Ausland möglich.
Die Studierenden wurden während ihrer praktischen Phasen ein Viertel der Zeit von ausgebildeten Praxisanleiterinnen gezielt angeleitet. Zusätzlich begleiteten die Mitarbeiterinnen der Hochschule die Studierenden in ihrem Lernprozess. Das Studium schloss mit den staatlichen Prüfungen zur Hebamme sowie dem Abschluss Bachelor of Science ab. Neben der Berufstätigkeit als Hebamme steht damit auch der Weg für eine weitere akademische Qualifikation zum Master und zur Promotion offen. „Auch in der Lehre und der Forschung werden Kolleginnen gebraucht“, unterstreicht Annette Bernloehr, die in dem erfolgreich aufgesetzten Studiengang an der HSBI auch ein Schritt in Richtung auf eine verbesserte Versorgungssicherheit in OWL sieht, denn viele Absolventinnen bleiben in der Region.
Versorgung in OWL sichern: erster Job Absolventinnen im Klinikum Bethel bzw. in der St. Louise Klinik
So auch Mona Hanning und Leila Bredenbals, die beide ein gutes bis sehr gutes Examen geschafft haben: Hanning arbeitet bereits seit März als Kreißsaalhebamme im Evangelischen Klinikum Bethel, in dem pro Jahr rund 1.800 Kinder zur Welt kommen. Bredenbals startet ihre berufliche Laufbahn als Dienstbeleghebamme im Kreißsaal der St. Louise Klinik in Paderborn. Ab Mai übernimmt sie zusätzlich Vertretungen für Wochenbett- und Schwangerschaftsbegleitungen und bietet einen Geburtsvorbereitungskurs in einer Hebammenpraxis an. Sie freut sich auf den Beruf: „Es weckt in mir die Leidenschaft, Frauen in einem so besonderen und prägenden Lebensabschnitt begleiten zu dürfen.“ Mona Hanning sagt: „Ich wollte Hebamme werden, um möglichst vielen Familien einen schönen und selbstbestimmten Start in einen neuen aufregenden Lebensabschnitt zu ermöglichen.“
Weitere Informationen:
https://www.hsbi.de/presse/pressemitteilungen/historische-premiere-die-ersten-36-absolventinnen-des-neuen-hebammenstudiums-verlassen-als-bachelor-of-science-die-hsbi Pressemitteilung auf www.hsbi.de
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