Islamismus und Radikalisierung: RADIS-Forschungsnetzwerk zieht nach 4 Jahren Bilanz und legt Handlungsempfehlungen vor
Berlin, 8. April 2025. Das RADIS-Forschungsnetzwerk zu Islamismus in Deutschland untersucht seit 2020 Ursachen, Erscheinungsformen und Auswirkungen von Islamismus und Radikalisierung in Deutschland. Jetzt zieht RADIS mit einer Tagung am 8. April 2025 in Berlin Bilanz. Die Forschenden diskutieren mit Gästen aus Wissenschaft, Fachpraxis und Politik zentrale Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen. Das Grußwort spricht Cem Özdemir, Bundesminister für Bildung und Forschung. Die Tagung läutet zugleich die Bewerbungsphase für die nächste Förderperiode ein.
Zum Ende der Förderphase 2020 bis 2025 richtet das RADIS-Forschungsnetzwerk seine Abschluss- und Transfertagung aus. Sie findet statt:
am 8. April 2025, 13:00 bis 20:30 Uhr
in der Leibniz-Geschäftsstelle, Chausseestraße 111, 10115 Berlin und per Livestream (https://www.youtube.com/live/z5f5zNQHs3s).
Ziel der Tagung ist es, die Ergebnisse aus über vier Jahren Forschung in interaktiven Formaten mit Vertreter*innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik zu diskutieren und Empfehlungen abzuleiten. Das Programm ist auf der RADIS-Website zu finden.
Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten RADIS-Netzwerk kommen 100 Wissenschaftler*innen aus 12 bundesweiten Forschungsprojekten zusammen. Sie arbeiten mit unterschiedlichen disziplinären, methodischen und theoretischen Zugängen, um der Komplexität des Phänomens Islamismus gerecht zu werden.
Für das RADIS-Netzwerk laden das PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld (IKG) und das Violence Prevention Network (VPN) ein.
Ergebnisse der RADIS-Forschung
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass komplexe Wechselwirkungen die Ursachen und Folgen von Radikalisierungsphänomenen bestimmen: zwischen öffentlichen Debatten und Interventionsmaßnahmen ebenso wie zwischen radikalen Milieus untereinander. Auch Erfahrungen mit Alltagsrassismus wirken sich auf Radikalisierung aus.
Professor Dr. Julian Junk, Projektleiter des Transferprojekts RADIS, das das Netzwerk begleitet, fordert eine differenzierte Analyse: „Wir sehen häufig eine Vermischung von Fragen der Sicherheit, Integration und Prävention in gesellschaftlichen Debatten. In unserem Forschungsnetzwerk haben wir dieser Komplexität Rechnung getragen und herausgearbeitet, welche Konsequenzen sich daraus ergeben.“ So könne die fehlende Differenzierung Polarisierungstendenzen verstärken und einen Nährboden für weitere Radikalisierung bieten, führt Junk weiter aus. Es zeige sich, „dass Debatten rund um Islamismus häufig mit antimuslimischem Rassismus, Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung von Muslim*innen verknüpft sind – und gleichzeitig bleibt Islamismus eine ernstzunehmende gesellschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderung.“
Gefördert wurden die RADIS-Forschungsprojekte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Förderlinie „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa“. Die Forschungsprojekte wurden während der gesamten Projektdauer vom Transferprojekt RADIS begleitet und im Austausch mit verschiedenen Akteuren aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Präventionspraxis unterstützt.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat kurz vor der Tagung bekanntgegeben, dass es ab 2026 erneut bis zu 15 Millionen Euro für die Islamismusforschung bereitstellen wird.
Empfehlungen und Handlungsoptionen
Die RADIS-Forschenden empfehlen für den Umgang mit Islamismus und Radikalisierung ineinandergreifende Strategien: In der Forschung zu Islamismus und anderen extremistischen Erscheinungsformen braucht es eine innovative Vernetzung von Wissensbeständen über Disziplinen hinweg sowie zwischen Wissenschaft und Fachpraxis. Zudem ist eine differenzierte und sensible politische öffentliche Kommunikation von Entscheidungsträger*innen nötig.
Ziel muss es sein, die nachhaltige Forschung und Prävention jenseits aktueller Diskurse und Konjunkturen zu sichern: Dies wird durch eine bessere Zusammenarbeit zwischen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren begünstigt. Zugleich ist eine langfristige und breit angelegte finanzielle Förderung für Forschung und Prävention wichtig. Die Einbindung der Zivilgesellschaft ist ebenso zentral: Pädagogische Fachkräfte müssen geschult und muslimische Communities in gesellschaftliche Prozesse eingebunden werden. Projekte zur Demokratieförderung, Antirassismusarbeit und Stärkung von gesellschaftlicher Teilhabe und Vielfalt müssen weiterentwickelt und langfristig angelegt werden.
Pressekontakt
Henriette Franken
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, T. +49 (0)69 959104-13, M. +49 (0)163 7818460
presse@prif.org
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Über RADIS
Das Projekt RADIS – Transfervorhaben Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa unterstützt und begleitet 12 Forschungsprojekte der BMBF-Förderlinie „Gesellschaftliche Ursachen und Wirkungen des radikalen Islam in Deutschland und Europa“. Es bietet einen strukturell einzigartigen Ansatz des Wissenstransfers in Zivilgesellschaft, Sicherheitsbehörden und Verwaltung. Die 12 Projekte analysierten von 2020 bis 2025 das Feld Islamismus aus verschiedenen disziplinären Perspektiven und theoretischen und methodischen Blickwinkeln: Sie erforschten unter anderem die Ursachen von Radikalisierung, Präventionsstrategien oder die Auswirkungen von Islamismus auf die Gesellschaft und die damit verbundenen Diskurse.
Weitere Informationen:
https://www.radis-forschung.de/transfertagung#c5235
https://www.youtube.com/live/z5f5zNQHs3s
https://www.radis-forschung.de/
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