THWS Administration Hackathon im Center für Künstliche Intelligenz (CAIRO)
Mit künstlicher Intelligenz Hürden in der Verwaltung überwinden: Studierende stellen sich Aufgaben von unterfränkischen Institutionen
Wie kann künstliche Intelligenz (KI) bei der Lösung von Aufgaben aus der Verwaltung helfen? Dieser Frage gingen Studierende der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) in einem „Administration Hackathon“ nach, der im Center für Künstliche Intelligenz (CAIRO) der THWS unter der Leitung von Prof. Dr. Ivan Yamshchikov stattgefunden hat. Studierende des Masterstudiengangs Artificial Intelligence der Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik sowie Bachelorstudierende des Studiengangs International Management im Schwerpunkt Entrepreneurship der THWS Business School erarbeiteten als „Hackerinnen und Hacker“ gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern unterfränkischer Verwaltungsinstitutionen konkrete Lösungen für den Einsatz von KI zur Verbesserung von Arbeitsabläufen.
Beteiligt waren die Regierung von Unterfranken, die Stadt Würzburg sowie die ÜZ Mainfranken eG. Einblicke in die Anwendung von KI gab es in verschiedenen Keynote-Vorträgen. Der ehemalige THWS-Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Robert Grebner informierte etwa zu neuesten Trends und Entwicklungen in der KI. Prof. Dr. Yamshchikov erläuterte, wie große Sprachmodelle („Large Language Models“) die öffentliche Verwaltung unterstützen können. Dabei hob er sowohl besonders spannende Anwendungsfälle als auch die aktuellen Grenzen dieser Technologien hervor.
„Wir sehen CAIRO als ein echtes Schweizer Taschenmesser – ein Institut mit vielfältigen Talenten und Perspektiven“, so Prof. Dr. Yamshchikov. „Künstliche Intelligenz ist nicht ein einzelnes Werkzeug, sondern ein ganzer Werkzeugkasten mit unterschiedlichen Anwendungen. Die CAIRO-Hackathon-Serie ist für uns ein hervorragendes Format, um den Technologietransfer zu fördern und die Zusammenarbeit mit regionalen Partnerinnen und Partnern zu vertiefen. Dies war das erste Event mit über 100 Teilnehmenden – aber ich hoffe, die nächsten werden noch größer.“
Prof. Dr. Michael Müßig und Prof. Dr. Markus Oermann, beide von der Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik, hoben die Wichtigkeit hervor, Studierende an reale Themen aus dem Alltag der Verwaltung heranzuführen. „Besonders freut uns, dass wir diesen Verwaltungs-Hackathon interdisziplinär gestalten konnten: Die Studierenden setzen sich aus gemischten Teams aus den Bereichen KI und Wirtschaftswissenschaften zusammen“, so Prof. Dr. Müßig. Den Fokus auf den Bereich Verwaltung zu setzen, habe großen Wert für den Lerneffekt der Studierenden, denn der Einsatz von KI bedeute einen erheblichen Vorteil für die Optimierung der Verwaltungsprozesse. „Durch die hierarchische Organisation von Verwaltungen entstehen Hürden im Einsatz von KI. Mit dem Hackathon bietet die THWS bayerischen Verwaltungseinheiten die Möglichkeit, mit einem konkreten Problem auf unsere Studierenden zuzugehen, die dann in nur sechs Stunden konkrete Lösungsansätze präsentieren.“
Fachspezifische Challenges zur Verbesserung von Verwaltungsprozessen
Die Regierung von Unterfranken trat mit zwei Aufgaben an die Studierenden heran. „AI mediator for public discussion“ betrifft das Feld der Bürgerdienstleistung. Zu bearbeiten war der Umgang mit Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit Anregungen, Beschwerden und Fragen an die Regierung von Unterfranken gewandt hatten. Diese sammelten die Studierenden und analysierten die Daten mithilfe des Einsatzes von KI, um einen Bericht über die Relevanz einzelner Themen aus Bürgerinnen- und Bürgersicht zu erhalten und darüber eine Statistik zu verfassen. „Hier ist es besonders wichtig, nicht in die Falle der Perfektionierung zu tappen, sich nicht in Details, die das Design betreffen, zu verlieren. Mithilfe von KI haben wir Bilder und Daten ausgewertet und zusammengefasst. Hierbei überlegten wir uns, welche Möglichkeiten es zur Anonymisierung gibt, denn der Datenschutz der Einwohnerinnen und Einwohner Würzburgs hat absolute Priorität“, erkannte ein Student. Eine Vertreterin der Regierung Unterfranken zeigte sich positiv überrascht ob der gefundenen Lösungen: „Ich bin sehr erstaunt darüber, was die Studierenden in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt und welche kreativen Lösungen sie gefunden haben!“
Dies galt auch für die zweite Aufgabe der Regierung von Unterfranken: Unter dem Motto „Anti-corruption AI“ befassten sich die Studierenden mit von Korruptionsbeauftragten gesammelten Interessenskonflikten. Ein Student erklärte die Vorgehensweise seiner Gruppe innerhalb der vorgesehenen sechs Stunden: „Wir erstellten ein sogenanntes ,Corruption Risk Assessment Toolʼ und arbeiteten Risikoanalysen und Key Risk Factors aus. Hierfür haben wir das Programm OpenAI genutzt. Diese Daten übertrugen wir mithilfe von Algorithmen zur Ergebnisanalyse.“
Die ÜZ Mainfranken eG, eine Energiegenossenschaft aus Lülsfeld, trat mit der Aufgabe „AI energy expert“ an die Studierenden heran. Die Aufgabe bestand darin, Mitarbeitende stets auf dem neuesten Stand im Versorgungssektor zu halten. „Bisher wurde hierfür in der Regel Google Alerts genutzt. In unserer Challenge denken wir darüber nach, wie Mitarbeitende zuverlässig über Neuigkeiten und Änderungen im Energiebereich informiert werden und an Updates gelangen können, zum Beispiel im Feld der Windmühlen“, so eine Studentin.
Die Smarte Region, ein Tochterunternehmen der Stadt Würzburg, stellte die Studierenden vor die Herausforderung „AI logistics for Würzburg“. Datengrundlage war der städtische Abfuhrkalender. Dominik Schuster, Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Stadtmarketing der Smarten Region, weiß den Input von außen, den die Studierenden mit ihrer Arbeit liefern, zu schätzen: „Wir liefern die Daten, die unserer Stadtreinigung zugrunde liegt, etwa, in welchen Stadtbezirken wann der Müll abgeholt wird oder wo öffentliche Müllbehälter stehen. Der Müllmelder mit simuliertem Füllstand, den die Studierenden heute vorstellten, ist ein guter Impuls für uns. Ein Müllmelder könnte effektiv dafür sorgen, die Stadt sauber zu halten und den Arbeitseinsatz für die Mitarbeitenden der Stadt zu optimieren.“ Für die Lösung dieser Aufgabe sammelten die Studierenden Open-Source-Daten und schlugen Alternativrouten für die Müllfahrzeuge vor.
Das Resümee der Studierenden war durchweg positiv: „Es ist etwas Besonders, meinen Arbeitsplatz vom Hörsaal in ein spannendes Umfeld wie die Gründerwerkstatt zu verlegen“, sagt eine Studierende. Eine andere ergänzt: „Der Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen anderer Studiengänge und die gemeinsame Lösungsfindung dieser komplexen Aufgaben ist ein großes Learning für uns.“
Prof. Dr. Stephanie Baumgarten, Prodekanin der THWS Business School, zieht ein Fazit: „Mit dieser fakultätsübergreifenden Veranstaltung und der guten Kooperation zwischen der Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik mit der THWS Business School kombinieren wir verschiedene Skills und unterschiedliche Sichtweisen. Damit profitieren zum einen unsere Studierenden, indem sie ihre Perspektive erweitern, zum anderen können ihre Ideen reale Umsetzungen zur Verbesserung von Verwaltungsprozessen bedeuten.“
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ivan Yamshchikov
ivan.yamshchikov@thws.de
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