Das Ende des Westens? Trumps Absage an den Multilateralismus
Der Politikwissenschaftler Gunther Hellmann analysiert im neuen UniReport die weltpolitische Lage aus europäischer Sicht.
FRANKFURT. Vor laufenden Kameras kommt es zum Eklat: Ende Februar eskaliert ein Streit zwischen Selenskyj, Trump und Vance im Weißen Haus. Das Ende des Westens? Prof. Gunther Hellmann, Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Deutsche und Europäische Außenpolitik an der Goethe-Universität, erläutert im Interview mit dem UniReport, dass die Intensität und Radikalität, mit der die Agenda einer Abkehr vom Westen von Trump professionell verfolgt werde, schon überraschend sei. Es werde praktisch alles auf den Kopf gestellt, was die transatlantische Gemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten gemeinsam gelebt habe.
Trump bevorzuge mit seinen „Deals“ eine bilateralistische Außenpolitik, bei der es zwischen zwei Parteien eindeutig um den Vorteil einer Seite gehe. „In einem bilateralen Austauschgeschäft kann Trump das Maximale für sich rausholen. Deswegen ist er auch in einer ganz spezifischen Art und Weise fixiert auf die Europäische Union, die historisch erfolgreichste Institutionalisierung multilateraler Zusammenarbeit.“ Angesichts der daraus resultierenden machtpolitischen Verschiebungen sei klar, dass die Europäer mehr für die eigene Verteidigung tun müssten. Hellmann sieht auf der Basis aktueller Umfragen in Deutschland eine deutliche mentale Verschiebung hin zu der Einsicht in die Notwendigkeit, dass die Deutschen in der Europäischen Union auch sicherheitspolitisch gewisse Führungsaufgaben übernehmen müssen.
Auch für seine eigene Disziplin sieht Hellmann große Veränderungen: So beobachtet er, dass die Politikwissenschaft heute im öffentlichen Diskurs seit der russischen Eskalation des Krieges auf die Ukraine viel stärker wahrgenommen werde, Themen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik hätten im medialen Diskurs früher klassischerweise eher am Rande gestanden. Er fordert daher: „Wir müssen als Wissenschaft darauf achten, dass unsere Themen auch in einem medialen Umfeld differenziert erörtert und nach unseren fachinternen Bedingungen auch strukturiert werden können.“
Weitere Themen im neuen UniReport:
Aktuelles
- Fünf Jahre nach Corona: René Hummerich und Heike Körber aus den Referaten für Arbeitsschutz und Biologische Sicherheit blicken gemeinsam zurück.
- Nachhaltig unterwegs? Ergebnisse der hochschulweiten Mobilitätsumfrage 2024
Forschung
- Goethe, Deine Forscher: Porträt des Finanzwissenschaftlers Rüdiger Weber.
- Ein Preis, der Sichtbarkeit verleiht: Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis feierte sein 20. Jubiläum.
- Forschen und Dichten: Auf einer zweimonatigen Schiffsexpedition im Indischen Ozean entdeckt der Mikropaläontologe Jens Herrle mehr als nur Sedimente.
- Zwischen Subjekt und Objekt: Workshop zur Debatte über „human remains“.
Studium, Lehre und Qualifikation
- #GoetheDataDive/Zahl des Monats April: 78 - auf so viele Tonnen Pommes frites beläuft sich der Jahresverbrauch des Studierendenwerks Frankfurt am Main.
- Helfen, weil einem selber geholfen wurde: Ein ehemaliger Studierender, der Hilfe bei der Psychotherapeutische Beratungsstellen (PBS) fand, hat aus Dankbarkeit Geld gespendet.
Campus
- Halb volles und halb leeres Glas: Ein von Astrid Franzke und Katrin Springsgut herausgegebener Sammelband beleuchtet die Gleichstellungsarbeit in der Wissenschaft.
- Eigensinn und Menschlichkeit: Der Soziologe Ferdinand Sutterlüty hat für sein Buch „Widerstehen. Versuche eines richtigen Lebens im falschen“ mit Menschen gesprochen, die existenziell für das einstehen, was sie für richtig halten.
- Riesiges Interesse an interdisziplinärem Schülerpraktikum: GoetheLab-Projekt „Interface“ führt an wissenschaftliche Arbeitsweisen und Bildung für nachhaltige Entwicklung heran.
- Innovative Learning Designs im Fokus: Ein Bericht von der Konferenz „Digital Teaching and Learning Lab“ (DigiTeLL).
International
- Wie begeistern Biologielehrer*innen Schüler*innen für ihr Fach? Im ersten „Workshop on Biological Sciences“ trafen acht Studierende des Kibbutzim College of Education, Technology and the Arts in Tel Aviv mit acht Studierenden der Biowissenschaften zusammen.
Kultur
- Wenn Frankfurt zu Literatur wird: Der kleine Sammelband „ACHT ORTE – ACHT AUTOR:INNEN“ erkundet die Mainmetropole, die Goethe-Universität ist gleich zweimal vertreten.
Bibliothek
- Neue Leitung des Bibliothekszentrums Geisteswissenschaften (BzG): Agnes Brauer wird auch das Team Digital Humanities führen.
Nachrufe
- Prof. Dr. Egon Becker
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