„Liebe das, was du tust“ – LIKAT-Alumni berichten über ihre Forschung und über Karriere-Wege
Sie studieren, promovieren, zuweilen habilitieren sie sich und spätestens dann steht die Frage: wohin nun? Antworten bekamen junge Chemikerinnen und Chemiker Ende vergangener Woche (22. – 23. Mai) beim Alumni Meeting 2025 am Leibniz-Institut für Katalyse in Rostock. Von „Ehemaligen“ unterschiedlicher Jahrgänge erfuhren sie, wie es nach Studium und Qualifikation weiter gehen kann und welche Forschungstrends in Industrie und Medizin auf sie warten. Dieser Austausch zwischen einstigen und heutigen Promovenden ist tatsächlich eines der wichtigsten Ziele dieses zweijährlichen Treffens, wie Robert Franke, wissenschaftlicher Direktor des LIKAT, zur Begrüßung sagte.
Vom Trainee-Chemist über den Entrepreneur bis zum langjährigen Firmenchef – der Einladung waren gut ein Dutzend Alumni gefolgt. Viele unter ihnen haben das Institut erst vor einigen Jahren verlassen, bei manchen liegt ihre Zeit am LIKAT ein Vierteljahrhundert zurück. Ihre Berufsbiografien sind vielfältig, und sie alle teilen gern ihre Erfahrungen mit jungen Kolleginnen und Kollegen.
So berichtete Thomas Leischner über seine ersten zwei Jahre als „Senior Scientist“ bei AstraZeneca. Der Erfahrungsbericht umfasste auch seine Bewerbung bei diesem Global Player: zwei Interview-Runden und ein einstündiges Gespräch mit Managern. Das Publikum lauschte gebannt.
Wo liegt Schwarzheide?
Thomas Fessler, 2024 noch Postdoc am LIKAT, stellte mit einigem Stolz das Unternehmen in Schwarzheide vor, in dem er landete, und erntete Lacher mit seiner Frage: „Wisst Ihr, wo das liegt?“ Dort wurde in den 1930er Jahren Braunkohle u.a. zu Kraftstoff verflüssigt, das ist im LIKAT keineswegs unbekannt. Nach der Wende entwickelte die BASF das Werk zu einem der größten Standorte in Europa. Der stehe heute jungen Fachkräften auf allen Ebenen offen.
Wie aus einer Idee und aus Computer-Simulationen ein Start-up wird, vernahm das Auditorium von Marek Checinski, Gründer und Technologie Vorstand der C1 Green Chemicals AG, Berlin. Seine Idee war ein Verfahren für die Synthese von Methanol, das erheblich milder als das klassische Verfahren verläuft, dabei um ein Vielfaches produktiver ist und grünes Synthesegas als Rohstoff nutzt. Im vergangenen Jahr nahm das Unternehmen die Pilotanlage in Betrieb. Auch Marek Checinskis „Lehrsätze“ zum Erfolg fanden ein äußerst aufmerksames Publikum. Und einer dieser Sätze lautet: „Liebe das, was du tust!“
Mut zu Zweifel und Irrtum
Paul Pellny, Geschäftsführer der ACRIS Feinchemikalien GmbH Heidelberg, promovierte vor mehr als 25 Jahren am LIKAT und zählt sich zur „old school“, wie er schmunzelnd sagt. Mit einer kleinen Abhandlung über den Zweifel zeigte er die philosophische Seite eines Wissenschaftlers, zitierte u.a. Brechts Herrn Keuner, der gefragt wurde, woran er gerade arbeite. Dessen Antwort lautete: „Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen nächsten Irrtum vor.“
Dass man für die Karriere die Region nicht verlassen muss, dafür standen etwa Stefan Oschatz vom Institut für Biomedizinische Technik in Warnemünde und Marie-Luis Hölzel von der Kiwa GmbH in Kessin. Oschatz stellte die Entwicklung von Materialien für Implantate vor. Und Marie-Luis Hölzel ermutigte mit ihrem Bericht über das Kessiner Unternehmen, einem Prüflabor für Umweltanalytik, die jungen Teilnehmer des Alumni Meetings sich zu bewerben.
Sie selbst hätte sich seinerzeit gern eine solche Gelegenheit des Einblicks in mögliche Karrierewege gewünscht, sagt sie in einer Tagungspause. Schon beim Barbeque am Abend sprach Marie-Luis Hölzel mit ersten Interessenten.
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