Wie souverän sind Kinder im Wasser?
Im Rahmen der internationalen ALFAC-Studie untersuchten Wissenschaftler*innen, wie sich Kinder im Wasser bewegen, ob sie Gefahrensituationen einschätzen können und wie souverän sie im kühlen Nass reagieren. Nun liegen erste Ergebnisse des europaweiten Vergleichs vor.
Flensburg, 02.06.2025 Zur Souveränität von Kindern im Wasser gehört nicht nur die richtige Schwimmtechnik. Im Rahmen des internationalen Forschungsprojekt Aquatic Literacy For All Children hat das Team des Instituts für Sportwissenschaft der Europa-Universität Flensburg (EUF) gemeinsam mit der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Kassel verschiedene schwimmerische Kompetenzen von 6- bis 12-Jährigen Kindern getestet. Als Aquatic Literacy werden die Fähigkeiten und das Wissen bezeichnet, die Kinder brauchen, um sich im Wasser sicher und souverän zu bewegen und Gefahren richtig einzuschätzen. In der Studie zeigt sich nun, wie effektiv die europaweit unterschiedlichen Ansätze in der Schwimmausbildung sind. Dies trägt dazu bei, den Schwimmunterricht noch zielführender zu gestalten, um die Wassersicherheit junger Menschen im, am und auf dem Wasser zu stärken. Erste Ergebnisse wurden inzwischen ausgewertet.
„Im europäischen Vergleich schneidet Deutschland gut ab, sowohl im Niveau der schwimmerischen Grundlagen, als auch bei der komplexen Schwimmfähigkeit“, erklärt Dr. Nele Schlapkohl, die das Projekt an der EUF leitet. Für die schwimmerischen Grundlagen konnten die Kinder, unabhängig von ihren Schwimmerfahrungen, ihre Fähigkeiten bei Aufgaben wie Schweben, Springen, Tauchen und Atmen unter Beweis stellen. Alle Kinder, die eine bestimmte Punktzahl in diesen Basisaufgaben erfüllten, konnten dann in einem speziellen Parcours mit Kleidung noch einmal beweisen, wie sicher sie komplexere Anforderungen meistern. Überprüft wurde auch, wie sie besondere Gefahrensituationen einschätzen.
Europaweit wurden die Schwimmfähigkeiten von Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren verglichen. Die internationalen Ergebnisse zeigen, dass deutliche Defizite im (Unter-) Tauchen bestehen. Beim Ein- und Ausstieg wählen sie eher sichere, weniger komplexe Wege und trauen sich selten direkt ins Wasser zu springen. „Für uns ergeben sich damit wichtige Erkenntnisse für den Schwimmunterricht. Mit der Studie haben wir nun eine wissenschaftliche Grundlage, um sinnvolle Veränderungen für den Schwimmunterricht in der Schule und im Verein anzustoßen“, erklärt Dr. Nele Schlapkohl. Sie kann sich vorstellen, dass im Schulunterricht neben der Schwimmtechnik zukünftig vor allem auch die Sicherheit der Kinder im Umgang mit dem Wasser im Fokus steht.
An der Europa-Universität in Flensburg werden Sportlehrkräfte für die Schulen in Schleswig-Holstein ausgebildet. Die nun gewonnenen Erkenntnisse können hier direkt in die Anwendung kommen. Langfristig erhoffen sich die Wissenschaftler*innen, dass eine Optimierung eines kindgerechten Schwimmunterricht die Schwimmfähigkeiten der Kinder weiter stärkt. „In einem Land zwischen den Meeren ist es wichtig, dass sich Kinder souverän im, am und auf dem Wasser bewegen. Dabei geht es darum, Todesfälle durch Ertrinken zu verhindern. Gleichzeitig wollen wir die Selbstwirksamkeit stärken und ihnen ermöglichen, dass sie aktiver an ihrer Lebenswelt teilnehmen können – bei Ausflügen ins Schwimmbad oder auch beim Ausüben von Wassersportarten“, erklärt Sarah Schmidt, wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Sportwissenschaft.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Nele Schlapkohl
Institut für Sportwissenschaft
Tel. (0)461-8052709
Mail: schlapkohl@uni-flensburg.de
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