Schwache Winde verursachten Rekordhitze im Nordatlantik 2023 – Klimawandel begünstigt marine Hitzewellen
Ungewöhnlich schwache Winde sind die Hauptursache für die größte je gemessene Hitzewelle im Nordatlantik im Sommer 2023. Eine jetzt in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie zeigt, dass die schwachen Winde zu einer außergewöhnlich flachen – und warmen – oberen Meeresschicht führten. Da diese oberste Schicht des Ozeans aufgrund des Klimawandels zunehmend dünner wird, dürften vergleichbar extreme marine Hitzeereignisse künftig häufiger auftreten, schlussfolgern die Autoren der Studie, darunter Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
Im Sommer 2023 kam es im Nordatlantik zu einer nie dagewesenen Erwärmung: In manchen Meeresregionen übertrafen die Oberflächentemperaturen frühere Rekorde um mehr als 2 Grad Celsius. Die marine Hitzewelle trug erheblich zu den weltweit gemessen Temperaturrekorden des Jahres 2023 bei und wurde mit extremen Hitzewellen und Überschwemmungen in Teilen Europas in Verbindung gebracht.
Mithilfe von Beobachtungsdaten, Rekonstruktionen der atmosphärischen Bedingungen und neuester Ozeanmodelle identifizierten Forschende des PIK, der University of New South Wales, der Australian National University und dem australischen Wetterdienst (Bureau of Meteorology) schwache Winde und die daraus resultierende flache Oberflächenschicht des Ozeans als zentrale Ursachen der marinen Hitzewelle.
Die Dicke der oberen Meeresschicht hängt im Sommer stark von Winden ab, die dafür sorgen, dass das Wasser durchmischt wird. Im Jahr 2023 war diese Schicht durch ungewöhnlich schwache Winde deutlich dünner. Erwärmt sich das Oberflächenwasser, verliert es an Dichte und wird leichter. Eine stabile Schichtung entsteht, die eine Durchmischung erschwert und eine immer dünner werdende obere Schicht zur Folge hat.
„Da die globale Erwärmung die Durchmischung der Ozeane verringert, wird die obere Meeresschicht dünner und anfälliger für schnelle Erwärmung. Dadurch werden häufigere und intensivere marine Hitzewellen immer wahrscheinlicher“, erklärt Co-Autor Stefan Rahmstorf, Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am PIK. Die Studie zeigt einen klaren Trend über die vergangenen vier Jahrzehnte hin zu einer immer dünner werdenden oberen Schicht im Nordatlantik, hauptsächlich verursacht durch die Erwärmung der Ozeanoberfläche. „Das zeigt, dass der Klimawandel auch die Struktur unserer Ozeane verändert – auf eine Weise, die Extremereignisse zusätzlich verstärken kann“, so Rahmstorf weiter.
Die Forschenden weisen auf die weitreichenden Risiken derartiger Ereignisse hin, da der Nordatlantik eine zentrale Rolle im globalen Klimasystem spielt, insbesondere für die Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation (AMOC), die das Klima auf der Nordhalbkugel mitreguliert. Eine anhaltende Erwärmung und Ausdünnung der oberen Ozeanschicht könnten langfristige Rückkopplungseffekte auslösen, etwa ein verstärktes Schmelzen des grönländischen Eises und tiefgreifende Veränderungen der ozeanischen Zirkulation.
Originalpublikation:
Artikel:
England, M. H., Li, Z., Huguenin, M. F., Kiss, A. E., Sen Gupta, A., Holmes, R. M., Rahmstorf, S. (2025): Drivers of the extreme North Atlantic marine heatwave during 2023 – Nature. [DOI: https://doi.org/10.1038/s41586-025-08903-5]
Weitere Informationen:
https://www.nature.com/articles/s41586-025-08903-5 - Weblink zum Artikel
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