Wissen vernetzen, um Demokratie zu stärken
Welche Rolle spielt Antisemitismus für Demokratiefeindlichkeit? Und was kann antisemitismuskritische Bildung bewirken? Diese Fragen greift das Hessische Wissensnetzwerk „Antisemitismus und Demokratiegefährdung“ auf, für das die Goethe-Universität, die Justus-Liebig-Universität Gießen sowie das Institut für Sozialforschung nun bis Mitte 2026 vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (HMWK) gefördert werden. Ein zweites gefördertes Projekt, bei dem die Goethe-Universität neben der Frankfurt University of Applied Sciences Co-Sprecherin ist, beschäftigt sich mit Geschlechterverhältnissen und Demokratieforschung.
Seit sich Judenfeindschaft nicht mehr nur verschlüsselt, sondern wieder durchaus offen äußert und unter den aktuellen Krisenbedingungen für manche Gruppen auch eine gemeinschaftsstiftende Kraft entfaltet, wird deutlich: Eine antisemitische Haltung kann nicht allein als zu überwindendes Überbleibsel der NS-Ideologie verstanden werden; sie spielt auch als aktuelle antidemokratische Brückenideologie eine entscheidende Rolle. Vor diesem Hintergrund geht das Projekt „Antisemitismus und Demokratiegefährdung“ davon aus, dass Antisemitismus bei der Entwicklung und politischen Mobilisierung antidemokratischer Einstellungen eine Schlüsselrolle zukommt.
Das HMWK unterstützt nun im Rahmen des Förderprogramms „Stärkung der Demokratieforschung Hessen“ ein Wissensnetzwerk zu „Antisemitismus und Demokratiegefährdung“, das an der Goethe-Universität Frankfurt, der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem Institut für Sozialforschung angesiedelt ist. Während der zwölfmonatigen Laufzeit des Projekts bis Ende April 2026 soll ein interdisziplinäres Forschungsnetzwerk an der Schnittstelle von Antisemitismus- und Demokratieforschung aufgebaut werden. Dazu wird unter anderem erforscht, welche Rolle Antisemitismus konkret in gegenwärtigen Dynamiken der Demokratiefeindlichkeit spielt. Darüber hinaus geht es darum, wie eine antisemitismuskritische und demokratiepolitisch wirksame (Bildungs-)Praxis darauf reagieren kann.
Sprecher des Forschungsnetzwerks, das mit neun weiteren Partnerinstitutionen zusammenarbeitet, ist Stephan Lessenich, Professor für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung an der Goethe-Universität und Direktor des Instituts für Sozialforschung.
Wie sich Geschlechterverhältnisse und Demokratieforschung enger verzahnen und weiterentwickeln lassen, ermittelt das zweite geförderte Forschungsprojekt, an dem die Goethe-Universität Co-Sprecherin ist. Das Wissensnetzwerk „Gendering Democratic Resilience: Geschlechterforschung als zentraler Beitrag zu einer (Re-)Vitalisierung von inklusiveren Demokratien“ (GeViDem) setzt an dieser Stelle an: Es bündelt bestehende hessische Forschungsaktivitäten und Expertisen zum Verhältnis von Demokratie und Geschlechterverhältnissen. Die Universitäten Gießen, Marburg, Frankfurt und Kassel sowie die Frankfurt University of Applied Sciences forschen im Rahmen von vier Schwerpunktthemen, in denen Fragen behandelt werden wie: Inwiefern sind Angriffe auf sexuelle und geschlechtliche Diversität Angriffe auf die Demokratie? Wie fungieren Geschlechterverhältnisse als Schauplatz demokratischer Resilienz? Und welche Rolle spielt eine Umverteilung von Care-Arbeit für eine Demokratisierung von Demokratien?
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stephan Lessenich, Institut für Sozialforschung, Institut für Soziologie, Goethe-Universität,
lessenich@soz.uni-frankfurt.de
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
