Was thermischer Stress mit unserer Gesundheit macht
Wie wirken sich klimatische Extremereignisse auf die menschliche Gesundheit aus, welche Bevölkerungsgruppen sind besonders gefährdet und wie könnte sich das Risiko in Zukunft verändern? Mit diesen und weiteren Fragen befasst sich ein neues, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, DFG, gefördertes Forschungsvorhben an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg. Neben meteorologischen Einflussfaktoren werden erstmals auch medizinische und soziale Einflussfaktoren berücksichtigt.
Hitzewellen, Schwüle oder trockene Sommer – extreme Wetterlagen nehmen im Zuge des Klimawandels zu. Doch was bedeutet das für die Gesundheit der Menschen in Europa? Ein neues, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Forschungsprojekt an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg widmet sich genau dieser Frage: THERMAL-INTERACT untersucht die komplexen Wechselwirkungen zwischen klimatischen Extremereignissen und deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit – mit einem besonderen Fokus auf Mitteleuropa und den Mittelmeerraum.
„Thermischer Stress ist weit mehr als nur hohe Temperaturen“, erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Elke Hertig, Professorin für Regionalen Klimawandel und Gesundheit. „Er entsteht durch das Zusammenspiel von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind und Strahlung. Gerade diese Kombinationen sind es, die für den Körper gefährlich werden können – insbesondere für ältere Menschen, Kinder oder Menschen mit Vorerkrankungen.“
Das Besondere an THERMAL-INTERACT: Die Forscherinnen und Forscher betrachten nicht nur meteorologische, sondern auch medizinische und soziale Einflussfaktoren. Im Mittelpunkt stehen sogenannte „compound extremes“ – also gleichzeitig auftretende Extremereignisse, die sich gegenseitig verstärken können. Erstmals werden dabei nicht nur gleichzeitige meteorologische Ereignisse wie Hitze und Trockenheit untersucht, sondern auch solche Ereignisse, die mit gleichzeitig auftretenden starken Gesundheitsfolgen etwa im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen zusammenhängen.
Erstellung von Risikokarten als Ziel
Die Wisssenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln ein innovatives, interdisziplinäres Modell, das Klimasimulationen, epidemiologische Daten und soziale Verwundbarkeiten zusammenführt. Ziel ist es, Risikokarten zu erstellen, die regional differenziert zeigen, wo Menschen besonders stark betroffen sind – abhängig etwa vom Wohnort, Alter oder sozioökonomischen Faktoren.
„Wir wollen verstehen, welche Gruppen besonders gefährdet sind und wie sich das Risiko in Zukunft verändern könnte“, sagt Hertig. Die Forschungsergebnisse sollen langfristig dabei helfen, gezielte Anpassungsstrategien zu entwickeln und die gesundheitliche Versorgung in Zeiten des Klimawandels zu verbessern.
Das Projekt wird in Kooperation mit Prof. Dr. Heiko Paeth von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg durchgeführt und setzt methodisch auf hochaufgelöste Klimamodellsimulationen sowie neue statistische Verfahren der Extremwertanalyse.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Elke Hertig
Lehrstuhlinhaberin Regionaler Klimawandel und Gesundheit
Telefon: +49 821 598 - 71022
E-Mail: elke.hertig@med.uni-augsburg.de
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