Ferienprogramm an der THWS: Jugendliche erforschen CAD-Software und Kunststofftechnik
Einblick in Hochschule und praxisnahe Experimente für 13- bis 17-Jährige
Einblick in die Hochschule bekommen und alltagsnahe Erfahrungen mit Wissenschaft machen – mit diesem Ziel hat Prof. Dr. Daniel Jung von der Fakultät Maschinenbau der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) Jugendliche aus der Region zum Ferienprogramm eingeladen. Angeleitet von Labormitarbeitenden konnten die 13- bis 17-Jährigen erste Schritte in der Kunststofftechnik machen und mit CAD-Software arbeiten.
Die 15-jährige Rosalie rührt eine zähe, durchsichtige Flüssigkeit in einem Becher: „Das sieht schon ganz gut aus!“ Epoxidharz und der passende Härter müssen sich gut miteinander verbinden, bevor die Mischung in Formen gegossen werden kann. Damit nichts schief geht, hatte die Schülerin zuvor mit Unterstützung von Werkstattmeisterin Céline Danzer die Zutaten ganz genau abgemessen. Nun wird die Mischung je nach Wunsch noch eingefärbt oder mit Glitter verschönert, dann werden daraus Kugelschreiber, Untersetzer oder Flaschenöffner gegossen. Wer will, kann auch noch Goldfolie oder getrocknete Blüten in der Masse versenken, bevor sie hart wird. Da die Aushärtung mindestens einen Tag dauert, wird Céline Danzer die Kreationen im Nachgang noch prüfen, etwaige scharfe Kanten abschleifen, polieren und sie den Jugendlichen dann nach Hause schicken.
Um einen Einblick bekommen, was in der Industrie mit Epoxidharz gefertigt wird, können die Jugendlichen unter Anleitung von Labormitarbeiter Frank Pohli außerdem ein glasfaserverstärktes Bauteil herstellen. Zwei Mädchen schneiden zunächst das Glasfasergewebe in handliche Stücke. Jedes Gewebestück wird zuerst mit Epoxidharz eingepinselt, dann heben zwei Jugendliche es an allen vier Ecken vorsichtig hoch, um es möglichst ohne Falten oder Blasen auf einem gekrümmten Bauteil abzulegen. Danach wird weiteres Epoxidharz aufgetragen und das Gewebe so lange mit den Pinseln angedrückt, bis das Bauteil völlig ummantelt ist.
„Chef, was sollen wir jetzt machen?“, fragt ein Junge mit schelmischem Grinsen. Ein kritischer Blick von Frank Pohli: „Das passt noch nicht – da ist genug Harz drauf, aber es muss noch besser angedrückt werden.“ Um die nötige Stabilität zu erreichen, werden normalerweise bis zu zehn Gewebelagen miteinander verbunden – die Jugendlichen haben erst drei Lagen geschafft. Wie stabil ein faserverstärktes Bauteil ist, demonstriert Pohli an einem bereits fertigen Stück: Er kann sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf dessen gekurvte Oberfläche stellen, ohne dass sie bricht.
Baggerschaufel im 3D-Druck
Nebenan im Labor für virtuelle Produktentwicklung wird derweil fleißig konstruiert, um anschließend eine Baggerschaufel im 3D-Drucker herstellen zu können. Labormitarbeiter Max Pfennig erläutert den Teenagern, wie sie mit der kostenlosen Software selbst Gegenstände designen können, anstatt nur fertige Dateien für den 3D-Drucker aus dem Internet herunterzuladen. Für Paul, 13 Jahre alt, genau das Richtige: „Ich habe schon mal ein ganzes Schachspiel im 3D-Drucker gemacht.“ Auch Ersatzteile für kleinere Reparaturen hat er daheim schon selbst hergestellt. Pfennig erläutert außerdem, was beim 3D-Druck alles schief gehen kann und hält als Beispiel ein rissiges Gehäuse hoch: „Hier hat die Schichthaftung nachgelassen.“ Die 3D-Entwürfe der Schülerinnen und Schüler werden in den darauffolgenden Tagen an der THWS gedruckt und dann ebenfalls mit der Post heimgeschickt.
Für Prof. Dr. Jung war es eine Premiere, in den Pfingstferien ein Ferienprogramm an der Hochschule anzubieten. Da der Hochschulbetrieb währenddessen normal weiterläuft, können die Schülerinnen und Schüler ganz nebenbei etwas Hochschulluft schnuppern. Mit Wissenschaft zum Anfassen möchte Prof. Dr. Jung die Jugendlichen frühzeitig erreichen – „vor allem die, die sich sonst nicht unbedingt für den Bereich Maschinenbau oder allgemein technische Bereiche interessieren würden. Uns ist wichtig, dass die Jugendlichen ihre Erfahrungen auch zu Hause nutzen können – alltagstauglich muss es sein“.
Über die THWS
Die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) zählt zu den größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern und steht seit ihrer Gründung im Jahr 1971 für Exzellenz in Lehre und angewandter Forschung. Mit rund 9.000 Studierenden und einem breit gefächerten Angebot von mehr als 60 Studiengängen deckt die THWS ein weites Spektrum ab, das von Technik über Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Sprache bis hin zu Gestaltung reicht. Die THWS ist nicht nur regional in Franken und Bayern verwurzelt, sondern auch stark international ausgerichtet, was sich in zahlreichen Kooperationen und Austauschprogrammen weltweit und nicht zuletzt in einem vielseitigen englischsprachigen Studienangebot widerspiegelt.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Daniel Jung
daniel.jung@thws.de
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