Ivonne Regel ist neue Professorin für Tumorimmunologie an der Universitätsmedizin Halle
Prof. Dr. Ivonne Regel erforscht, wie Tumorzellen das körpereigene Abwehrsystem umgehen, und arbeitet an Strategien für die Krebsfrüherkennung. Seit dem 1. Juli 2025 verstärkt sie als Professorin für Tumorimmunologie die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Ihr Augenmerk gilt insbesondere der Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs und dabei dem Zusammenspiel mit der sogenannten Epigenetik, also der Frage, wie die „Verpackung“ des Erbguts die Genaktivität bei der Tumorentstehung beeinflusst.
Normalerweise erkennt und eliminiert unser Immunsystem Tumorzellen, sobald sie entstehen. Doch manchmal funktioniert dieser Schutzmechanismus nicht richtig, etwa weil sich die Tumorzellen tarnen oder die Immunantwort unterdrücken. „Ich möchte die bei der frühen Tumorentstehung beteiligten Signalwege und Faktoren verstehen, um neue Möglichkeiten zur Früherkennung zu entwickeln“, fasst Prof. Ivonne Regel zusammen.
Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs und wie die Gene hierbei reguliert sind. „Welchen Weg eine Zelle einschlägt, hängt maßgeblich von der Epigenetik ab. Dabei werden kleine Molekülgruppen an die DNA oder an Proteine, die beim Verpacken des Erbguts helfen, angehängt. Diese chemischen Veränderungen beeinflussen die Aktivität der Gene – das ist ein normaler Vorgang, der in vielen biologischen Prozessen vorkommt. In Studien konnten wir allerdings zeigen, dass epigenetische Veränderungen auch eine Krebs auslösende Umprogrammierung des Erbguts bewirken können. Der Übergang einer gesunden Zelle zu einer Tumorzelle setzt also nicht zwingend Mutationen voraus. Ich möchte herausfinden, inwiefern onkogener, entzündlicher oder metabolischer Zellstress die Epigenetik beeinflusst und so zur Tumorentstehung beiträgt“, so die gebürtige Magdeburgerin.
Früherkennung durch epigenetische Fingerabdrücke
Diese Erkenntnisse sollen in neue Ansätze zur frühen Krebserkennung einfließen: „Mittels Bildgebung sind solide Tumoren erst erkennbar, wenn sie bereits eine gewisse Größe erreicht haben. Manche frühe Krebserkrankungen lassen sich auf diese Weise gar nicht abbilden. Deshalb wird in einigen Fällen bereits heute der epigenetische Fingerabdruck von Tumorzellen als Marker eingesetzt, um eine Diagnose zu stellen. Diese Methoden sind allerdings noch nicht ausreichend sensitiv für eine gute Früherkennung, könnten zukünftig aber ein vielversprechender Ansatz dafür sein. Mein Ziel ist es, Wege zu finden, um diese molekularen Signale zu verstärken und für die Frühdiagnose nutzbar zu machen”, blickt die 46-Jährige voraus.
Prof. Regel befasst sich neben wissenschaftlichen Fragestellungen außerdem mit der Immundiagnostik von diversen Erkrankungen – neben Krebs auch Lungenerkrankungen sowie Autoimmunleiden. „In engster Zusammenarbeit mit den onkologischen Kliniken der Universitätsmedizin Halle wollen wir die immundiagnostischen Möglichkeiten gezielt ausbauen. Dabei geht es auch um das Monitoring bestimmter Immunzellpopulationen zur Verlaufskontrolle bei Krebstherapien“, erklärt Prof. Regel.
In der Lehre setzt sie auf interaktive Formate wie QR-Code-basierte Quizze, Live-Abstimmungen und regelmäßiges Feedback. Für sie hat gute Lehre einen ganz persönlichen Stellenwert: „Ursprünglich wollte ich Lehrerin werden und habe Biologie und Chemie auf Lehramt studiert. Unterrichten macht mir großen Spaß, aber inhaltlich wollte ich noch viel tiefer gehen“, erinnert sie sich. Der Wechsel zur Biochemie eröffnete ihr die Tür zur eigenen Forschung. „An der Universität hat man die Freiheit, eigene Projekte zu verfolgen und Neues zu entdecken. Und durch den klinischen Bezug erkennt man direkt, wofür man forscht. Das finde ich sehr spannend.“
Ivonne Regel studierte Biochemie/Molekularbiologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und schloss ihre Diplomarbeit im Jahr 2006 am Leibniz-Institut für Alternsforschung ab. Anschließend forschte sie im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München zur Epigenetik des Hepatoblastoms, einer aggressiven Krebsart, die vor allem bei Kindern auftritt, und wurde 2008 promoviert. Bis 2015 arbeitete sie als Postdoktorandin am Institut für Physiologie der Universität Tübingen sowie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Bis 2017 leitete sie das Forschungslabor am Institut für Pathologie der Universität Düsseldorf, anschließend das Forschungslabor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahr 2022 habilitierte sie sich dort im Fach „Molekulare Medizin“.
Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der MLU, erklärt: „Der wissenschaftliche Karriereweg von Prof. Ivonne Regel führte durch zahlreiche Fachbereiche – von der Physiologie über die Chirurgie und die Pathologie bis hin zur gastroenterologischen Onkologie und Hepatologie. Sie ist bestens vernetzt im Bereich der onkologischen Forschung, speziell zum Pankreaskarzinom. Zu diesem Thema aus der Krebsmedizin haben wir zahlreiche sehr aktive Kolleg:innen und das erfolgreiche Graduiertenkolleg ‚InCuPANC‘. Wir freuen uns, dass sie ihre breite Expertise und ihr Netzwerk ab sofort passgenau am Institut für Tumorimmunologie der Universitätsmedizin Halle und in Zusammenarbeit mit anderen Forschungsgruppen einbringt.“
Weitere Informationen:
http://umh.de/tumorimmunologie Institut für Tumorimmunologie an der Universitätsmedizin Halle
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