Zugehörigkeit entscheidet mit – Wie migrantische Unternehmer:innen Ökosysteme erleben
Die neue Ausgabe der „Forschung aktuell“ des Instituts Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkrichen (IAT) widmet sich der Frage, wie Zugehörigkeit das unternehmerische Handeln von Migrantinnen und Migranten beeinflusst. Auf Basis von 109 qualitativen Interviews analysierte das Forschungsteam verschiedene Typen von Gründungsökosystemen und zeigt, warum Zugehörigkeit kein weicher Wohlfühlfaktor, sondern eine zentrale Voraussetzung für Motivation, Resilienz und wirtschaftlichen Erfolg ist – für Einzelne wie für ganze Ökosysteme.
Migrantische Unternehmerinnen und Unternehmer leisten einen wichtigen Beitrag zur Innovations- und Wirtschaftskraft in Deutschland. Doch ihr unternehmerischer Erfolg hängt nicht nur von Kapital, Markt und Know-how ab. Was brauchen migrantische Unternehmerinnen und Unternehmer, um sich in einem Gründungsökosystem dauerhaft zu engagieren? Dieser Frage gehen Dr. Alexandra David und Dr. Judith Terstriep vom IAT der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen gemeinsam mit Prof. Dr. Jörg Freiling vom LEMEX – Lehrstuhl für Mittelstand, Existenzgründung und Entrepreneurship an der Universität Bremen – in der neuen Ausgabe der „Forschung aktuell“ nach. Im Mittelpunkt steht dabei der Begriff der „Zugehörigkeit“, verstanden als subjektives Gefühl der sozialen Eingebundenheit, Anerkennung und Teilhabe.
Zugehörigkeit ist kein Randthema, sondern ein Faktor mit starker Wirkung
„Zugehörigkeit ist kein emotionales Add-on, sondern ein strukturierendes Element unternehmerischen Handelns“, betont Dr. Alexandra David. Basierend auf 109 qualitativen Interviews, die u. a. in Essen, Duisburg, Bremen, Gelsenkirchen und Berlin geführt wurden, zeigt die Studie, wie stark Zugehörigkeit Motivation, Resilienz und Teilhabe migrantischer Gründerinnen und Gründer beeinflusst. Fehlende Zugehörigkeit führt nicht selten zu Rückzug oder sogar Standortwechsel.
Die Studie macht deutlich: Zugehörigkeit stärkt nicht nur individuelles Wohlbefinden, sondern trägt zur Stabilität und Innovationskraft ganzer Ökosysteme bei. Wer sich emotional sicher, sozial eingebunden und institutionell anerkannt fühlt, zeigt mehr Engagement, baut Netzwerke auf und investiert langfristig in den Standort. Bleibt diese Erfahrung aus, droht Isolation, mit Folgen für den wirtschaftlichen Erfolg und die gesellschaftliche Integration.
Impuls für inklusive Gründungsförderung als wirtschaftliche Notwendigkeit
„Wir brauchen eine Gründungsförderung, die soziale und kulturelle Aspekte stärker berücksichtigt“, fordert Dr. Judith Terstriep. „Belonging ist keine Nebensache, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit“, unterstreicht Prof. Jörg Freiling. Die Publikation liefert wertvolle Impulse für Wissenschaft, Politik und Praxis – und ein erweitertes Verständnis von Inklusion in unternehmerischen Ökosystemen.
Die Ausgabe 08/2025 der Forschung aktuell ist kostenfrei als Download verfügbar unter https://www.iat.eu/publikationen/forschung-aktuell.html.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Judith Terstriep, Durchwahl 0209/1707-139, terstriep@iat.eu;
Dr. Alexandra David, Durchwahl 0209/1707-171, david@iat.eu
Originalpublikation:
David, A., Terstriep, J., & Freiling, J. (2025). Entrepreneurial Belonging - Migrant Entrepreneurs’ Connection and Community in Bounded and Unbounded Ecosystems. Forschung aktuell, 08/2025. https://doi.org/10.53190/fa/202508
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