Psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen vorbeugen
Durch internetbasierte Programme kann psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen vorgebeugt werden. Das ist das Hauptergebnis der Doktorarbeit von Laya Lehner zum Thema „School-Based Prevention of Mental Illnesses in Adolescents: Studies on a Screening Instrument and on the Conceptualization and Effectiveness of the StresSOS Program” an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Lehner entwickelte im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Promoting Help-seeking using E-technology for ADolescents“ (ProHEAD) ein Präventionsprogramm und evaluierte die Effektivität des Programms.
Durch die Teilnahme an dem Online-Programm StresSOS reduzierte sich die Anzahl an Jugendlichen signifikant, die nach einem Jahr psychische Probleme oder ein Risiko für psychische Probleme entwickelten: Es blieben knapp 80% der Jugendlichen psychisch gesund anstatt nur rund 70% wie in der Vergleichsgruppe, die nicht das Präventionsprogramm erhielt. Das Ergebnis fiel sogar noch deutlicher aus, wenn man nur die Jugendlichen betrachtete, die das Programm auch tatsächlich zumindest ein wenig genutzt hatten: Unter den Jugendlichen, die an StresSOS teilgenommen haben, blieben dann sogar 86% psychisch gesund. Es nahmen etwas mehr Mädchen und etwas mehr Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium teil, was die Generalisierbarkeit der Ergebnisse etwas einschränkt.
In Kooperation mit vier weiteren Standorten in Deutschland (Hamburg, Heidelberg, Leipzig, Marburg) wurden im Rahmen des Projekts ProHEAD Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren angesprochen und je nach Bedarf zur Teilnahme an einer von fünf Studien eingeladen. Lehner führte mit dem Studienteam in Schwäbisch Gmünd eine internetbasierte Präventionsstudie für alle psychisch gesunden Jugendlichen durch. Welche Studie am besten zu den Jugendlichen passte, wurde vorab in einem Fragebogen in der Schule untersucht. An der randomisiert kontrollierten Studie von Lehner nahmen 1118 Jugendliche teil. Etwa die Hälfte der Jugendlichen erhielt ein Online-Programm zur Prävention psychischer Erkrankungen (StresSOS), die andere Hälfte erhielt ein Placebo-Programm. StresSOS besteht aus acht Einheiten, die Woche für Woche online freigeschaltet wurden. Die Jugendlichen konnten über ein internetfähiges Endgerät ihrer Wahl auf die Inhalte zugreifen. In Form von Texten, Videos und Audios wurden Informationen über psychische Gesundheit, Stressbewältigung und Lebenskompetenzen vermittelt. Es ging z.B. darum, wie mit Stress aufgrund einer Klassenarbeit umgegangen werden kann. Zusätzlich erhielten die Jugendlichen zu jeder Einheit einen Aufgabenteil, in dem sie Fragen beantworteten und Quiz spielen konnten.
„Es ist etwas Besonderes, dass wir mit unserer Studie in Schwäbisch Gmünd zeigen konnten, dass mehr psychisch gesunde Jugendliche tatsächlich psychisch gesund bleiben, wenn sie an unserem Programm teilnehmen“, bewertet Lehner das Studienergebnis. Es habe im Bereich der primären Prävention, d.h. wenn es darum geht zu verhindern, dass psychische Krankheiten entstehen, bisher noch nicht so deutlich gezeigt werden können, dass Online-Prävention wirklich funktionieren kann. In Anbetracht der alarmierenden Zahlen psychischer Probleme bei Jugendlichen von einem Fünftel bis zu einem Sechstel, sei das Ergebnis der Studie ermutigend. Es beinhalte die Möglichkeit durch Online-Prävention zu einer gesunden sozialen und emotionalen Entwicklung von Jugendlichen beizutragen.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
laya.lehner@ph-gmuend.de
Originalpublikation:
https://phsg.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/start/0/rows/10/sortfield/score/sortorder/desc/searchtype/simple/query/lehner/docId/572
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