Wachsendens Wissen: 150 Jahre Waldforschung in Bayern dauerhaft gesichert
Vor mehr als 150 Jahren, genauer gesagt mit der Gründung der Forstlichen Versuchsanstalt in den 1860er-Jahren, ließ das damalige Königreich Bayern ein Versuchsflächennetz in den bayerischen Wäldern anlegen. Seitdem wird auf diesen Flächen das Wachstum der Wälder regelmäßig erhoben und erforscht. Der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), Dr. Peter Pröbstle, und der Professor für Tree Growth and Wood Physiology (TGWP) der TU München, Prof. Dr. Richard Peters, haben nun mit einer Vereinbarung die Zukunft des in dieser Form weltweit einmaligen Beobachtungsnetzes sichergestellt.
Das Flächennetz umfasst aktuell bayernweit 350 ha, aufgeteilt in 157 unterschiedliche Versuchsstandorte mit knapp 1400 Versuchsparzellen. Die älteste, heute noch bestehende Versuchsparzelle ist eine Buchenfläche im Spessart, die seit 1871 betrieben wird. Das Versuchsflächennetz lieferte bereits in der Vergangenheit immer wieder relevante Erkenntnisse für die Forstpraxis zu Wachstumsprozessen im Wald. So konnten zum Beispiel wichtige Zusammenhänge zwischen der Bestandesdichte und dem Holzzuwachs beschrieben werden.
Aber nicht nur alte Flächen werden beobachtet, es findet aktuell auch eine Weiterentwicklung des Flächennetzes statt. So wurde es in den letzten Jahren vor allem um Versuchsflächen mit Mischbeständen ergänzt, aus denen sich wichtige Erkenntnisse zum Wachstum gemischter Wälder im Klimawandel gewinnen lassen.
Die Flächen wurden schon bisher in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität bzw. später der Technischen Universität München und der Forstlichen Forschungsanstalt betreut. Seit 1994 lag die wissenschaftliche Leitung und Betreuung der Flächen am Lehrstuhl für Waldwachstumskunde der Technischen Universität München unter Leitung von Prof. Dr. mult. h.c. Hans Pretzsch. Mit dessen Emeritierung haben nun Prof. Dr. Richard Peters (TGWP der TU München) und Präsident Dr. Peter Pröbstle (LWF) mit einer Vereinbarung den Willen beider Institutionen zur weiteren, dauerhaften Zusammenarbeit bekräftigt.
Die Gesamtleitung für das sogenannte „Ertragskundliche Versuchsflächennetz Bayern“ wechselt an die LWF. Die TUM beteiligt sich wie bisher an der gemeinsamen Projektgruppe und erhält weiterhin den uneingeschränkten Zugriff auf die ermittelten Daten. Beide Institutionen stellen für die Arbeiten jeweils dauerhaft ausreichend personelle Ressourcen zur Verfügung.
„Ich bin mir sicher, dass es uns mit dieser neuen Vereinbarung gelingen wird, das weltweit in dieser Form einzigartige langfristige Versuchsflächen-Netz zu sichern und weiterzuentwickeln. Denn für den Waldumbau im Klimawandel benötigen wir verlässliche Erkenntnisse zum Waldwachstum“, so LWF Präsident Dr. Pröbstle.
Bild: Prof. Dr. Richard Peters (vorne links), Leiter des Lehrstuhls für Tree Growth and Wood Physiology (TGWP) und Dr. Peter Pröbstle (vorne rechts), Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung. Hinten v.l.n.r: Marie Neufanger, Leonhard Steinacker, Martin Nickel, Dr. Peter Biber, Dr. Hans-Joachim Klemmt (Bildautor: J. Hiller, LWF)
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Hans Joachim Klemmt
+49 8161 4591-301
Hans-Joachim.Klemmt@lwf.bayern.de
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