Wie Synapsen entstehen: DFG fördert erneut Spitzenforschung von Volker Haucke
Prof. Dr. Volker Haucke, Direktor am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) und Professor für Molekulare Pharmakologie an der Freien Universität Berlin erhält erneut die prestigeträchtige Reinhart-Koselleck-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Für sein innovatives interdisziplinäres Forschungsprojekt stehen ihm fünf Jahre lang 1 Million Euro zur Verfügung. Das Projekt widmet sich der grundlegenden Frage, wie sich Präsynapsen – die sendenden Verbindungsstellen von Nervenzellen – aus kleinen Transportpaketen im Axon zusammensetzen.
Unsere Fähigkeit, uns zu bewegen, zu denken, zu fühlen und uns zu erinnern, beruht auf der Kommunikation zwischen Nervenzellen an speziellen Kontaktstellen, den Synapsen. Die Stärke dieser Verbindungen kann sich verändern – und genau diese Veränderungen auf kleinstem Raum sind entscheidend für unsere Fähigkeit zu lernen und für höhere Hirnfunktionen. Obwohl viel über die Signalübertragung bekannt ist, bleibt offen, wie sich Synapsen während der Entwicklung bilden und sich im erwachsenen Gehirn verändern. „Unser Forschungsprojekt wird dazu beitragen, diese grundlegende Wissenslücke zu schließen“, erklärt Volker Haucke.
Erstmals soll die nanoskalige Struktur und molekulare Zusammensetzung der Transportpakete entschlüsselt werden, die zentrale Bausteine zu den entstehenden Synapsen transportieren. Dabei soll geklärt werden, ob bestimmte Proteine schon in funktionellen Einheiten vorliegen und wie sich die Pakete auf ihrem Weg verändern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Synaptischen Vesikelproteinen und spannungsabhängigen Kalziumkanälen, die für die Signalübertragung in Nervenzellen entscheidend sind. Die gewonnenen Erkenntnisse versprechen neue Einblicke in die Grundlagen der neuronalen Kommunikation und eröffnen Perspektiven für die Behandlung neurologischer und neuropsychiatrischer Erkrankungen wie Multiple Sklerose und Demenz.
Volker Haucke und sein Team verfolgen dabei einen multidisziplinären Ansatz und kombinieren modernste Strukturbiologie, Proteomik, Zellbiologie sowie computergestützte Modelle, um die komplexen Organisationsprozesse der Synapsenbildung mit bisher unerreichter Detailgenauigkeit zu entschlüsseln.
Der Präsident der Freien Universität Berlin und Sprecher der Berliner Universitätsallianz, Prof. Dr. Günter M. Ziegler, betont: „Volker Haucke ist ein außergewöhnlicher, inspirierender Forscher, der für seine Forschung vielfach ausgezeichnet worden ist, der mit seinem Engagement im Exzellenzcluster NeuroCure und in anderen großen Verbundprojekten substanziell zur internationalen Spitzenstellung des Forschungsstandorts Berlin in den Lebenswissenschaften beiträgt – und der darüber hinaus mit besonderem Engagement an der Freien Universität Berlin lehrt. Mit der Bewilligung seines neuen interdisziplinären Reinhard-Koselleck-Projekts wird ihm besonders unbürokratisch besonders wichtige, risikoreiche und kritische Forschung ermöglicht. Wir gratulieren ihm dazu!“
Volker Haucke erhält schon zum zweiten Mal die prestigeträchtige Förderung der DFG. Für seine hochinnovative Forschung zur Frage, wie Nervenzellen sich über Jahrzehnte stabil miteinander verbinden und kommunizieren, erhielt er bereits 2017 eine fünfjährige Förderung im Reinhart-Koselleck-Programm.
Über Volker Haucke
Volker Haucke studierte Biochemie an der Freien Universität Berlin und promovierte mit summa cum laude am Biozentrum der Universität Basel. Nach einem Postdoc-Aufenthalt an der Yale University, USA, gründete er sein eigenes Labor an der Universität Göttingen, bevor er als Professor für Biochemie an die Freie Universität Berlin zurückkehrte. Seit 2012 ist er Direktor am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie in Berlin.
An der FU ist Haucke nicht nur ein zentraler Akteur im Bereich der pharmazeutischen und biologischen Forschung – er ist darüber hinaus aktiv im Exzellenzcluster NeuroCure Charité-Universitätsmedizin Berlin, wo er als wissenschaftliches Mitglied zentrale Beiträge zur molekularen Neurowissenschaft leistet. Sein wissenschaftliches Renommee spiegelt sich in zahlreichen Ehrungen wider: Er ist gewähltes Mitglied der Europäischen Organisation für Molekularbiologie (EMBO), der Academia Europea (AE), sowie Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. 2017 erhielt er den Avanti Award der American Society for Biochemistry & Molecular Biology, 2020 wurde ihm sowohl ein ERC Advanced Grant als auch der Feldberg-Preis zugesprochen. 2025 wurde er mit einem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet.
Über das Reinhart-Koselleck-Programm der DFG:
Mit dem Reinhart-Koselleck-Programm unterstützt die DFG herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei hochinnovativen und risikoreichen Projekten, die in anderen Förderverfahren kaum realisierbar sind. Die Förderung kann bis zu fünf Jahre dauern und ist mit bis zu 1,25 Millionen Euro dotiert. Benannt ist das Programm nach dem bedeutenden deutschen Historiker Reinhart Koselleck.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Volker Haucke
Sektion Physiologie und Molekulare Zellbiologie
Leibniz- Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP)
E-Mail: haucke@fmp-berlin.de
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