Ausgezeichnete Abschlussarbeiten
TU Berlin verleiht Clara von Simson-Preis für herausragende Studienabschlussarbeiten an drei Absolventinnen. Preisverleihung am 6. Oktober 2025 anlässlich des Erstsemestertags.
Elektrizität ist unverzichtbar für wirtschaftliche Entwicklung und Lebensqualität. Dennoch leben weltweit etwa 600 Millionen Menschen ohne Strom, vor allem in ländlichen Gebieten Subsahara-Afrikas. Um diese Lücke zu schließen und gleichzeitig das Klima zu schützen, könnten sogenannte Pyrolyseanlagen einen wichtigen Beitrag leisten. Mit diesem Thema hat sich Clara Yue in ihrer Masterarbeit im Fach Elektrotechnik an der Technischen Universität Berlin beschäftigt und wird hierfür mit dem Clara von Simson-Preis ausgezeichnet. Zwei weitere Auszeichnungen gehen an die TU-Absolventinnen Mary Lidiya Kalathiparambil Kennedy für ihre Arbeit über Turbulenzströmungen und an Vivien Jiranek, die in ihrer Masterarbeit untersucht hat, wie mithilfe moderner KI-Methoden reguläre deutsche Texte automatisch in Leichte Sprache übersetzt werden können.
Die Technische Universität Berlin ehrt jedes Jahr herausragende Studienabschlussarbeiten von Absolventinnen, vor allem aus den Natur- und Technikwissenschaften, seit 2007 mit dem Clara von Simson-Preis. Gestiftet wird die Auszeichnung von der Zentralen Frauenbeauftragten der TU Berlin. Neben den wissenschaftlichen Leistungen würdigt der Preis auch das gesellschaftspolitische Engagement der Preisträgerinnen. Mit der Ehrung und dem Preisgeld soll ein Anreiz für eine wissenschaftliche Laufbahn geschaffen werden. Der mit insgesamt 6.000 Euro dotierte Preis wurde am 6. Oktober 2025 im Rahmen des Erstsemestertages, der offiziellen Begrüßungsveranstaltung für neue Studierende der TU Berlin, verliehen.
Die Preisträgerinnen des Clara von Simson-Preises
1. Preis - Clara Yue (3.000 Euro)
Elektrizität ist unverzichtbar für wirtschaftliche Entwicklung und Lebensqualität. Dennoch leben weltweit etwa 600 Millionen Menschen ohne Strom, vor allem in ländlichen Gebieten Subsahara-Afrikas. Um diese Lücke zu schließen und gleichzeitig das Klima zu schützen, könnten Pyrolyseanlagen einen nachhaltigen Beitrag leisten. Sie verwandeln organische Abfälle in Pflanzenkohle, die langfristig Kohlenstoff bindet, und erzeugen dabei als Nebenprodukt ein brennbares Gas, das sich zur Stromproduktion nutzen lässt. Die Masterarbeit befasst sich mit der Frage, wie eine kleine Pyrolyseanlage so erweitert werden kann, dass sie neben der Pflanzenkohlenproduktion auch Strom liefern kann. Grundlage für die Untersuchung ist eine Fallstudie in einem Dorf in Simbabwe. Dabei wurden unterschiedliche technische Ansätze zur Nutzung des Gases bewertet und daraus ein erstes Konzept für die Anlage entwickelt. Zusätzlich flossen lokale Rahmenbedingungen ein, darunter eine Analyse des Umfelds, ein Betriebskonzept, eine Kostenrechnung sowie die Berücksichtigung der Interessen der Dorfgemeinschaft. Besonders wichtig war, dass das Projekt nicht nur technisch und wirtschaftlich tragfähig ist, sondern auch von der Bevölkerung akzeptiert wird.
Clara Yue hat Maschinenbau an der TU Berlin studiert und beginnt nun bei atmosfair gGmbH in Berlin ein Traineeprogramm im Projektmanagement für Klimaschutzprojekte im Globalen Süden. Während ihres Studiums engagierte sie sich in der Regionalgruppe Berlin von Ingenieure ohne Grenzen. Hier war sie an einem Projekt in Ruanda beteiligt, in dem es um den Bau von Zisternen zur Verbesserung der Wasserversorgung einer Schule ging.
2. Preis - Lidiya Kalathiparambil Kennedy (1.500 Euro)
Turbulente Strömungen gehören trotz jahrzehntelanger Forschung zu den größten Rätseln der Physik. Sie besser zu verstehen und einfacher vorhersagen zu können, ist wichtig für viele gesellschaftliche und technische Anwendungen – ob in der Industrie oder im Umgang mit Extremumweltereignissen. In ihrer Arbeit hat Lidiya Kalathiparambil Kennedy ein neues Rechenmodell entwickelt, das klassische Verfahren mit Methoden des maschinellen Lernens verbindet. Dadurch lassen sich turbulente Strömungen wesentlich schneller berechnen – mehr als 200-mal schneller als mit herkömmlichen Verfahren. Das Modell wurde erfolgreich in zwei Fallstudien getestet: bei Strömungssimulationen von NASA-Daten sowie bei Berechnungen zu Gasen in Abwassersystemen.
Lidiya Kalathiparambil Kennedy hat an der TU Berlin im Masterstudiengang Civil Systems Engineering studiert. Zuvor hat sie ihren Bachelor im Fach Civil Engineering in Indien absolviert. Während ihres Studiums in Indien engagierte sie sich in verschiedenen NGOs, deren Aufgabe es war, ressourcenarme Gemeinschaften bei ihren täglichen Herausforderungen zu unterstützen. Seit Februar 2025 promoviert sie an der ETH Zürich.
3. Preis - Vivien Jiranek (750 Euro)
In ihrer Masterarbeit hat Vivien Jiranek untersucht, wie KI-Methoden reguläre deutsche Texte automatisch in Leichte Sprache übersetzen können. Leichte Sprache richtet sich an Menschen mit eingeschränkter Lesekompetenz, doch das Angebot ist trotz gesetzlicher Vorgaben noch gering – unter anderem, weil es an Übersetzer*innen fehlt. Aufgrund dessen und durch begrenzte Forschungsmittel sowie eines Mangels an geeigneten gesammelten und gebündelten Daten, ist die Forschung zur automatisierten Übersetzung in Leichte Sprache noch wenig entwickelt. Um diese Lücke zu schließen, hat Vivien Jiranek im Rahmen ihrer Arbeit den „EasyGerman-Datensatz“ erstellt. Grundlage hierfür waren 1.916 professionell übersetzte parallele Nachrichtenartikel in regulärem Deutsch und in Leichter Sprache, die vom Mitteldeutschen Rundfunk seit 2021 veröffentlicht wurden. Auf Basis dieses Datensatzes wurden vier KI-Modelle trainiert und bewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Modelle verständliche Texte erzeugen können, und hiermit die Durchführbarkeit einer automatischen Generierung von Übersetzungen in Leichter Sprache als Volltext durch Künstliche Intelligenz. Allerdings wurden auch Schwächen bei inhaltlicher Vollständigkeit und logischer Konsistenz der generierten Texte festgestellt.
Vivien Jiranek hat Informatik an der TU Berlin studiert und arbeitet heute in einem Software-Unternehmen in Berlin. Während ihres Studiums war sie als Tutorin im Schülerlabor der TU Berlin tätig und hat sich außerdem zeitweise ehrenamtlich im Techno-Clubs des Zentrums für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der TU Berlin engagiert.
Clara von Simson-Preis
Der Name des Preises nimmt Bezug auf die Wissenschaftlerin und Politikerin Dr. Clara von Simson, die 1951 als erste Frau im Fach Physik der TU Berlin habilitierte und als Privatdozentin die erste Grundordnung der TU Berlin vonseiten des Mittelbaus mitgestaltete. Später war sie Leiterin der Lette-Schule, setzte sich schon sehr frühzeitig für die Förderung von Mädchen in natur- und technikwissenschaftlichen Berufen ein, war als Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus und in der Landespolitik auch frauenpolitisch aktiv und bekam 1966 die Ehrensenatorenwürde des Akademischen Senats der Technischen Universität Berlin verliehen.
Weiterführende Informationen zum Clara von Simson-Preis: https://www.tu.berlin/go186580/
Foto zum Download: https://www.tu.berlin/go239617/n77239/
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Tanja Fagel
Technische Universität Berlin
Koordinationsbüro für Frauenförderung und Gleichstellung
2. Stv. Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte
Tel.: +49 (0)30 314-79842
E-Mail: tanja.fagel@tu-berlin.de
Autor / Autorin: Bettina Klotz
Die semantisch ähnlichsten Pressemitteilungen im idw
