Für eine Raumfahrt ohne Weltraumschrott: Universität Stuttgart bekennt sich zur ESA Zero Debris Charta
Die Universität Stuttgart bekennt sich als erste deutsche Universität zur „Zero Debris Charta“ der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA). Die Initiative soll sicherstellen, dass Raumfahrtunternehmungen bis 2030 keinen Weltraumschrott mehr im All hinterlassen sowie vorhandene Trümmerteile besser überwacht und beseitigt werden. Mehr als 100 Unternehmen, Organisationen und Forschungseinrichtungen weltweit haben sich der Charta bereits angeschlossen. Das Ziel ist es, gemeinsam Strategien und Technologien für eine saubere Raumfahrt und mehr Sicherheit im All zu entwickeln.
Ausgediente Satelliten hinterlassen Trümmerteile im All, die ein kaum kalkulierbares Risiko für den aktiven Satellitenbetrieb darstellen. Nach Angaben der ESA verfolgen Raumfahrtagenturen rund 40.000 Objekte im Erdorbit, knapp 75 Prozent davon sind Trümmerteile – groß genug, um bei Kollisionen Satelliten oder gar bemannte Kapseln und Raumstationen massiv zu schädigen.
Mit der „Zero Debris Charta“ der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) verfolgen mehr als 100 Organisationen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen das Ziel, die Raumfahrt bis 2030 frei von Weltraumschrott zu machen. Die Universität Stuttgart schließt sich diesem Bekenntnis nun als erste deutsche Universität an.
Raumfahrt sicher und sauber betreiben
Mit der Zero Debris Charta bekennt sich die Universität Stuttgart zu deren Zielen und neuen Standards, die ab 2030 für alle ESA-Missionen und Partnerschaften gelten sollen. „Weltraumschrott birgt ein bislang kaum kalkulierbares Risiko für die Satelliteninfrastruktur im All und somit für kritische Infrastruktur hier auf der Erde, beispielsweise im Bereich Navigation und Kommunikation“, sagt Professor Peter Middendorf, Rektor der Universität Stuttgart. „Weiteren Weltraummüll zu vermeiden kann nur im globalen Zusammenschluss von Raumfahrtakteuren gelingen. Als Universität mit jahrzehntelanger Forschungstradition in der Luft- und Raumfahrt wollen wir unseren Beitrag leisten, Technologien zu entwickeln, die Weltraumschrott von Anfang an vermeiden oder ihn aus dem All beseitigen.“
Den Vorschlag, aktiv an dieser Vision mitzuwirken, machte die jetzige Studentin der Luft- und Raumfahrttechnik Bahar Karahan, die bei einem Praktikum wertvolle Einblicke bei der ESA sammelte und dort auch ihre Bachelorarbeit schrieb. „Wir schätzen starkes Engagement unserer Studierenden sehr und finden es großartig, wenn daraus innovative Ideen und Entwicklungen hervorgehen“, so Middendorf.
Sonderforschungsbereich ATLAS erforscht Grundlagen für nachhaltige Nutzung des sehr niedrigen Erdorbits
Mit Innovationen aus dem Sonderforschungsbereich ATLAS (Advancing Technologies of Very Low Altitude Satellites) stärkt die Universität Stuttgart die Zero Debris Community. Forschende und Doktorand*innen erforschen im Rahmen von ATLAS, Konzepte und Technologien für den nachhaltigen Betrieb von Satelliten im sehr niedrigen Erdorbit (VLEO). „Satelliten im VLEO verglühen nach ihrer Lebenszeit schnell ohne Weltraumschrott zu hinterlassen. Zugleich ermöglichen sie höhere Auflösung, geringere zeitliche Verzögerungen in der Kommunikation und kostengünstigere Starts“, sagt Sabine Klinkner, Professorin für Satellitentechnik am Institut für Raumfahrtsysteme (IRS). „Auch unsere Studierenden binden wir frühzeitig in entsprechende Forschungsprojekte ein, etwa in die Konstruktion von Kleinsatelliten, die wir vom Stuttgarter Campus aus im All betreiben, und mit denen wir Ziele der Zero Debris Charta verfolgen und unterstützen.“
Luft- und Raumfahrtforschung an der Universität Stuttgart
Die Stuttgarter Luft- und Raumfahrt ist eine bundesweit einzigartige interdisziplinäre Ideenschmiede für Schlüsseltechnologien im All und auf der Erde. Forschende der Universität Stuttgart bündeln Expertisen auf den Gebieten der Klima- und Energieforschung, Kommunikationstechnologie, Antriebstechnik sowie des KI-basierten Fliegens. Ein zentraler Schwerpunkt ist die Erforschung nachhaltiger technologischer Lösungen, die die ökologischen Auswirkungen der Luft- und Raumfahrt minimieren sollen. Als Partner von THE Aerospace LÄND trägt die Universität Stuttgart zur Umsetzung der baden-württembergischen Landesstrategie bei, die Luft- und Raumfahrt bis 2050 nachhaltig, digital und kooperativ zu machen. Geforscht wird interdisziplinär und im engen Dialog mit regionalen und internationalen Partnern aus Wissenschaft und Industrie, etwa im Rahmen der Sonderforschungsbereiche ATLAS (SFB 1667) und SynTrac (SFB-TRR 364).
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Sabine Klinkner, Universität Stuttgart, Institut für Raumfahrtsysteme, Tel.: +49 711 685 62677, E-Mail: klinkner@irs.uni-stuttgart.de
Weitere Informationen:
https://www.uni-stuttgart.de/universitaet/aktuelles/meldungen/Fuer-eine-Raumfahrt-ohne-Weltraumschrott/
https://www.irs.uni-stuttgart.de/
https://www.uni-stuttgart.de/universitaet/aktuelles/meldungen/Sonderforschungsbereich-ATLAS-der-Luft--und-Raumfahrt-gestartet/
https://www.uni-stuttgart.de/forschung/profil/aerospace-technologies/
https://www.esa.int/Space_Safety/Clean_Space/Zero_Debris_Charter_-_Frequently_Asked_Questions - Zero Debris Charta - FAQ
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