Lösungen für globale Krisen: Wegweisender Nexus-Report des Welt-Biodiversitäts-Rates erschienen
Mit mehr als 70 Handlungsoptionen legt der IPBES seinen bisher umfangreichsten Bericht zu den Verflechtungen zwischen biologischer Vielfalt, Wasser, Ernährung und Gesundheit zur Beratung politischer Entscheidungsträgerinnen und -träger vor. Expertise kommt auch vom Thünen-Institut für Biodiversität.
Braunschweig (22. Oktober 2025). Der Nexus-Bericht des Welt-Biodiversitätsrates (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES) wurde veröffentlicht. Mit der Bewertung von mehr als 70 Handlungsoptionen erreicht das aktuelle Werk eine bisher nicht erreichte Größenordnung und gehört damit zu den anspruchsvollsten Berichten, die die IPBES-Gemeinschaft je hervorgebracht hat.
Der Nexus-Bericht thematisiert und bewertet als erster seiner Art die Zusammenhänge zwischen dem Verlust an Biodiversität, der Wasserqualität und -verfügbarkeit, der Ernährungssicherheit und Gesundheit sowie der Widerstandsfähigkeit gegen Klimawandelfolgen. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt schon heute in Regionen, die von allen genannten negativen Auswirkungen betroffen sind. Die Autorinnen und Autoren machen deutlich, wie eng die globalen Krisen miteinander verbunden sind und diese durch Entscheidungen über bisher getrennt behandelte Themen hinweg besser bewältigt werden können. Sie plädieren dafür, integrierte und adaptive Entscheidungen zur Maxime der Politik zu erheben.
Ein Beispiel für derart globale Verflechtungen ist etwa die weltweit sinkende Biodiversität in Agrarlandschaften, verursacht durch die Intensivierung und Spezialisierung der Landwirtschaft. Sie ist durch den Verlust an wildlebenden Arten, natürlichen Habitaten und genetischen Ressourcen etwa bei Saatgut oder Tierrassen gekennzeichnet. Diese Art der Landwirtschaft bringt weniger gesunde Nahrungsmittel hervor und beeinträchtigt die Ernährungssicherheit. Damit werden nach Aussage des Nexus-Berichts nicht nur die Vitalität von Agrar-Ökosystemen, sondern auch die Widerstandsfähigkeit von Ernährungssystemen gegenüber Wetterextremen, Schädlingsbefall und anderen Störungen geschwächt. Zudem können soziale Systeme, die für Beschäftigung und Gesundheit sorgen, oder wirtschaftliche Systeme, mit denen Einkommen und Produktivität verbunden sind, an Kraft verlieren. „Wenn wir weiterhin isolierte Entscheidungen bezüglich einzelner Nexus-Elemente treffen, werden lebenswichtige Belastungsgrenzen unseres Planeten überschritten. Die Nexus-Elemente sind untrennbar miteinander verbunden, sodass ein rasches Umdenken und integriertes Handeln unabdingbar sind, um die dringend notwendigen Veränderungen herbeizuführen, die positive Auswirkungen auf die Natur und Menschen haben“, sagt Diana Sietz vom Thünen-Institut für Biodiversität, eine der nominierten Leitautorinnen des Nexus-Reports. Sie und Christian Levers als beitragender Autor haben wissenschaftliche Expertise in den Forschungsbereichen Agrarökologie, sozial-ökologische Systeme und transformativer Wandel in den Nexus-Bericht eingebracht.
An der Erstellung des aktuellen Reports waren 165 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt beteiligt. Der Bericht stellt politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern damit eine fundierte wissenschaftliche Bewertung der miteinander verflochtenen Krisen zur Verfügung und zeigt Möglichkeiten, diese zu bewältigen.
Die mehr als 70 von den Expertinnen und Experten bewerteten Handlungsoptionen wurden in zehn Kategorien zusammengefasst, die jeweils ein breites Spektrum an wirkungsvollen Maßnahmen bilden. Beispiele für diese Kategorien, die weitgehend positive Auswirkungen auf alle Nexus-Elemente haben, sind etwa:
- die integrierte Bewirtschaftung von Landschaften und Meeresgebieten, die die Artenvielfalt schützt, Lebensräume erhält und weder Klima noch Wasser oder Luft belastet,
- das Management der biologischen Vielfalt, um Risiken der Übertragung von Krankheiten von Tieren auf Menschen zu verringern,
- die Wiederherstellung kohlenstoffreicher Ökosysteme wie Wälder, Böden und Mangroven,
- die Unterstützung indigener Wissens- und Ernährungssysteme.
Die im Nexus-Bericht aufgezeigten Handlungsoptionen auf politischer, gesellschaftlicher und kommunaler Ebene sind bereits heute verfügbar, zum Teil zu vertretbaren Kosten und schnell wirksam.
Der Welt-Biodiversitätsrat IPBES mit mehr als 150 Mitgliedsstaaten bewertet auf Anfrage von Regierungen und anderen Entscheidungsträgerinnen und -trägern den Zustand von Biodiversität und Ökosystemfunktionen. Darauf basierend werden Handlungsoptionen und politisch relevante Instrumente aufgezeigt, die helfen können, politische Maßnahmen zielgerichtet zu formulieren und umzusetzen. Damit zielt IPBES darauf ab, politische Entscheidungsprozesse mit wissenschaftlich fundierten, unabhängigen und legitimierten Informationen zu unterstützen, um die Biodiversität nachhaltig zu nutzen und das Wohlergehen der Menschen langfristig zu sichern.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Diana Sietz
Thünen-Institut für Biodiversität, Braunschweig
E-Mail: diana.sietz@thuenen.de
Telefon: 0531 25 70 12 99
Weitere Informationen:
https://www.ipbes.net/nexus-assessment Der Nexus-Bericht des Welt-Biodiversitätsrates
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