Projekt für gendersensible Therapieansätze bei Bluthochdruck und Diabetes gestartet
Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Bluthochdruck und Diabetes Typ II. Beide Erkrankungen lassen sich gut durch Verhaltensinterventionen und Lebensstiländerungen therapieren. Ein neu gestartetes, durch das Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördertes Projekt geht der Frage nach, wie Patientinnen und Patienten mit individuellen, gendersensibel gestalteten Therapieansätzen angesprochen werden können. Das Saarbrücker Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft führt diese Studie gemeinsam mit Partnern aus Medizin und IT-Technologie durch. Das Vorhaben wird mit mehr als 1,9 Mio. Euro aus Mitteln des Bundeshaushalts finanziert.
Die beiden chronischen Volkskrankheiten Bluthochdruck und Typ-II-Diabetes betreffen Millionen Menschen in Deutschland und ihre Prävalenz steigt stetig. Beide Erkrankungen lassen sich durch Lebensstiländerungen gut therapieren, doch es fehlen personalisierte, geschlechtssensible Therapieansätze, um die Wirksamkeit von Verhaltensinterventionen zu steigern. Das Projekt „gEndurance – KI-gestützte geschlechterspezifische Verhaltensinterventionen zur personalisierten Therapie chronischer Erkrankungen“ zielt darauf ab, gendersensible Therapieempfehlungen für Patient:innen mit Bluthochdruck und Typ-II-Diabetes zu entwickeln und somit die gesundheitliche Situation zu stabilisieren und die Lebensqualität der betroffenen Personen zu verbessern.
Dazu werden mithilfe einer Smartwatch und einer Telemonitoring-Plattform SaniQ OS neben physiologischen Daten auch individuelle Daten erfasst und über Befragungen auch sozio-kulturelle Faktoren einbezogen. Mit Hilfe von Methoden der Künstlichen Intelligenz, insbesondere maschinelles Lernen, werden diese Daten analysiert, um geschlechterspezifische Differenzen zu identifizieren und darauf basierend individualisierte Interventionen abzuleiten. Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist die Entwicklung eines Demonstrators, der in einem Pilotversuch getestet und evaluiert wird. Gamification-Elemente sollen die Motivation der Nutzer:innen erhöhen und sie langfristig bei der Verhaltensänderung unterstützen.
Das Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso) aus Saarbrücken koordiniert das Vorhaben und wird im Rahmen seiner sozialwissenschaftlichen Begleitforschung die ethischen, rechtlichen und sozialen Implikationen sowie die Akzeptanz der Betroffenen in den Mittelpunkt rücken. Projektpartner sind das Institut für Allgemeinmedizin, Goethe Universität Frankfurt (IFA), das Institut für Medizininformatik, Goethe Universität Frankfurt (IMI), das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) sowie das Unternehmen Qurasoft GmbH.
Das Vorhaben „gEndurance“ hebt sich durch seinen multiperspektivischen Forschungsansatz und die Integration von KI-gestützten Analysen von bisher bestehenden Lösungen ab und leistet einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung einer geschlechtssensiblen medizinischen Versorgung. Zudem bieten die gewonnenen Erkenntnisse großes wirtschaftliches Potenzial im wachsenden Markt digitaler Gesundheitslösungen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Projekt fließen in Publikationen sowie in Empfehlungen für die Formulierung von Leitlinien und für die Gestaltung digitaler Gesundheitsanwendungen ein. Langfristig soll das Projekt dazu beitragen, die medizinischen Versorgungskosten für Patient:innen mit Hypertonie und Typ-II-Diabetes durch smarte, zielgruppenspezifische Gesundheitslösungen zu reduzieren.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Kathrin Bierwirth (bierwirth@iso-institut.de)
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