Nach Streeck-Äußerung: Altersmediziner plädieren für angemessene Versorgung und gegen Altersdiskriminierung
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) warnt vor pauschalen Überlegungen, hochbetagten Menschen bestimmte – auch teure – Therapien vorzuenthalten. „Das kalendarische Lebensalter allein darf niemals über medizinische Entscheidungen bestimmen“, betont Professor Michael Denkinger, Präsident der DGG. Die durch die Äußerungen des Drogenbeauftragten der Bundesregierung – Professor Hendrik Streeck – angestoßene Debatte verdeutliche die Notwendigkeit, die Rolle der Altersmedizin in Deutschland zu stärken.
„Die Geriatrie ist die Schlüsseldisziplin für eine angemessene medizinische Versorgung alternder Gesellschaften“, unterstreicht Denkinger für den gesamten DGG-Vorstand die Bedeutung der Altersmedizin.
Bei Therapieentscheidungen berücksichtig die Altersmedizin neben den Erkrankungen konsequent auch die Funktionalität, Selbständigkeit und Lebensqualität älterer Patientinnen und Patienten. „Genau diese Expertise ermöglicht die differenzierte Abwägung zwischen kurativen, rehabilitativen und palliativen Behandlungsoptionen“, sagt Denkinger, Chefarzt und Ärztlicher Direktor der Agaplesion Bethesda Klinik Ulm. Die Geriatrie sei damit keiner Organdisziplin zugeordnet, sondern überschaut die Komplexität mithilfe einer einzigartigen Methode, die es ermöglicht, den ganzen Patienten zu verstehen: dem geriatrischen Assessment.
Patientenorientierung statt pauschaler Kostenargumente
Die Geriatrie arbeitet dabei wissenschaftlich, evidenzbasiert und interprofessionell mit Pflege, Therapie und sozialen Diensten, sowie im engen Dialog mit Patientinnen und Patienten. „Ökonomische Erwägungen sind wichtig, dürfen jedoch einer längst überwunden geglaubten Altersdiskriminierung keinen Vorschub leisten“, so Denkinger.
Die DGG ruft daher zu einer sachlichen Debatte über eine zukunftsfähige medizinische Versorgung älterer Menschen auf – und zu einer Stärkung der geriatrischen Strukturen in Deutschland. Die Geriatrie hat die Konzepte, um Medizin im Alter menschlicher, besser und dennoch ökonomisch attraktiv zu gestalten, mit überschaubaren Strukturanpassungen. „Es wird Zeit, dass wir uns in den politischen Prozess einbringen, bevor Ideen wie scharfe Altersgrenzen dazu führen, das Vertrauen der Patientinnen und Patienten in Ärztinnen und Ärzte zu gefährden“, betont der DGG-Präsident.
Weitere Informationen:
https://www.dggeriatrie.de/presse/pressemeldungen/2532-pm-nach-streeck-aeusserung-zu-teuren-medikamenten-altersmediziner-plaedieren-fuer-angemessene-versorgung-und-gegen-altersdiskriminierung
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