Zum Rauchen verführt?
Medien fördern Tabakkonsum. Darauf weist eine Studie der Universitäten Trier und Houston über den Einfluss von Westfernsehen auf das Rauchverhalten in der DDR hin.
Schauspiel-Ikone Audrey Hepburn mit langstieliger Zigarette ist eines der beliebtesten Motive der westlich geprägten Pop-Kultur. In der ehemaligen DDR wäre es so wohl nie entstanden, denn dort waren rauchende Frauen gesellschaftlich deutlich weniger akzeptiert und daher seltener. Doch dort, wo Westfernsehen empfangen werden konnte, stieg ihr Anteil nach der Wende stark an. Diesen Zusammenhang weist eine Studie von Personalökonom Dr. Sven Hartmann von der Universität Trier und dem Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Union und Dr. Andrea Bernini von der University of Houston nach.
„Wir führen diesen Unterschied darauf zurück, dass westliche Medien gesellschaftliche Normen zum Rauchen verschoben und es insbesondere für Frauen sozial akzeptabler gemacht haben“, erläutert Sven Hartmann. Die Raucherquote bei den Männern war zuvor bereits auf einem hohen Niveau und blieb nahezu unverändert.
Folgen wirken bis heute nach
Bei den Frauen konsumierten im Jahr 2002 diejenigen 68 Prozent mehr Zigaretten, die vor der Wende Zugang zu Westfernsehen hatten. Der Anteil rauchender Frauen war in Gebieten, die zu DDR-zeiten kein Westfernsehen empfingen, 9,5 Prozent geringer. Die Folgen sind noch bis heute spürbar in Form von gestiegenen Gesundheitskosten und höherer Sterblichkeit in den Gebieten mit Empfang von Westfernsehen. Das nordöstliche Mecklenburg-Vorpommern oder auch das Elbtal mit Dresden spüren diese negativen Effekte nicht.
Als Datengrundlage nutzten die Forscher technische Daten zu den Sendestationen westlicher Fernsehanstalten sowie Umfrageergebnisse des Zentralinstitut für Jugendforschung und deutschen sozio-ökonomischen Panels aus den Jahren 1990 und 2002.
Relevanz für heutigen Medienkonsum
Die Studie lässt zudem Rückschlüsse auf den allgemeinen Einfluss von Medien auch in unserer Zeit zu. Zwar ließen sich heute Effekte auf Grund der Vielfalt der Medien nur schwer auf eine konkrete Ursache zurückführen. Doch trotzdem sei es wichtig zu hinterfragen, wie Rauchen, Ernährung oder anderes Gesundheitsverhalten dort dargestellt werden.
Zur Studie: https://doi.org/10.1016/j.jhealeco.2025.103077
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Sven Hartmann
BWL
Mail: hartmann@iaaeu.de
Tel. +49 651 201-4736
Originalpublikation:
https://doi.org/10.1016/j.jhealeco.2025.103077
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