Medizin studieren ohne NC: Gesundheit der Bevölkerung im Blick
Wer sich sowohl um die Gesundheit einzelner Patientinnen und Patienten als auch um die Gesundheit der Bevölkerung als Ganzes kümmern will, kann dies als Fachärztin oder Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen tun. Die hessischen Universitäten bieten dafür im Medizinstudium ein Programm an, das darauf spezifisch vorbereitet, ein sogenanntes Schwerpunktcurriculum. Rund 15 Studienplätze pro Jahr werden an Interessierte vergeben, die sich verpflichten, später zehn Jahre im Öffentlichen Gesundheitsdienst zu arbeiten. Für diese Bewerberinnen und Bewerber sind Abi-Notenschnitt und Medizinertest weniger ausschlaggebend als ihre persönliche und fachspezifische Eignung.
FRANKFURT. Den Öffentlichen Gesundheitsdienst haben angehende Medizinerinnen und Mediziner kaum auf dem Schirm, wenn es um ihre fachliche Spezialisierung geht. Dabei wartet auf angehende Fachärztinnen und Fachärzte für Öffentliches Gesundheitswesen eine große Vielfalt an Themen und Tätigkeiten: Neben dem Infektionsschutz – nicht nur in Zeiten von Corona – und der Hygiene etwa im Rettungswesen oder auf Sportplätzen geht es zum Beispiel um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, um psychische Gesundheit, ärztliche Beratungen, Begutachtungen und Bescheinigungen. Der Öffentlichen Gesundheitsdienst ist in der Prävention und Gesundheitsförderung tätig und berät zum Beispiel dabei, wie sich Städte an den Klimawandel anpassen. Sprechstunden für mittellose und nicht krankenversicherte Menschen, für Prostituierte und für Schwangere und Eltern in besonders schwierigen Lebenssituationen werden ebenso angeboten wie reisemedizinische Beratungen.
„Die Fachärzt*innen für Öffentliches Gesundheitswesen sind Allrounder“, weiß Jon Genuneit, der an der Goethe-Universität seit September Hessens erste Professur für Öffentliches Gesundheitswesen bekleidet und am Fachbereich Medizin das neue Institut für Öffentliches Gesundheitswesen leitet. „Dafür bereiten wir an den medizinführenden Universitäten Hessens – Marburg, Gießen und natürlich hier in Frankfurt – die Medizinstudierenden vom ersten bis zum letzten Semester mit einem fachlichen Schwerpunktcurriculum vor.“ Dieses Programm umfasst regelmäßige Treffen mit Mentor*innen, die den Studierenden helfen, die Herausforderungen des anspruchsvollen Studiums zu meistern. Hier geht es etwa um Zeitmanagement, Stressbewältigung und Professionalisierung. Die theoretischen Grundlagen für die Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes werden in einer Seminarreihe vermittelt, und während Hospitationen erhalten die Studierenden Gelegenheit, verschiedene Tätigkeitsbereiche der Gesundheitsämter in der Praxis kennenzulernen. Erste Hospitationen haben am Gesundheitsamt Frankfurt stattgefunden, unter dessen Mitwirkung das Programm entwickelt wurde. In Zukunft sollen Hospitationen an allen Gesundheitsämtern in Hessen möglich sein.
„Unser Schwerpunktcurriculum ist in dieser strukturierten Form bundesweit einzigartig“, sagt Genuneit. „Hier bekommen die Studierenden nicht einfach nur einen Studienplatz, sondern ein maßgeschneidertes Lehrangebot, das sie gezielt auf die spätere Arbeit im Gesundheitsamt vorbereitet.“ Dabei sei das Schwerpunktcurriculum nicht als zusätzliche Lernbelastung konzipiert, sondern könne auf das ohnehin notwendige Wahlfach angerechnet und als solches absolviert werden. Ferner stehe das Schwerpunktcurriculum auch Studierenden offen, die ihren Studienplatz nicht über die Quote für den Öffentlichen Gesundheitsdienst erhalten haben.
Die Quote für den Öffentlichen Gesundheitsdienst wie auch die Landarztquote wurde durch das Land Hessen für das Wintersemester 2022/2023 eingeführt. Das Bewerbungsverfahren wird durch das Hessische Landesamt für Gesundheit und Pflege gesteuert, Bewerbungen sind vom 1. bis 28. Februar 2026 möglich.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. Jon Genuneit
Direktor des Instituts für Öffentliches Gesundheitswesen
Goethe-Universität Frankfurt
genuneit@med.uni-frankfurt.de
Weitere Informationen:
https://hlfgp.hessen.de/Themen-A-Z/quote-fuer-den-oeffentlichen-gesundheitsdienst Informationen zur Bewerbung und – ab 1. Februar 2026 – den Link zum Bewerberportal gibt es auf der Seite des Hessischen Landesamts für Gesundheit und Pflege
https://bevölkerungsmedizin-hessen.de/ Informationen zum Schwerpunktcurriculum
https://frankfurt.de/service-und-rathaus/verwaltung/aemter-und-institutionen/gesundheitsamt/unser-service Aufgaben zum Beispiel des Gesundheitsamts Frankfurt
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