Esskultur und Kultur des Essens stand auf der „Speisekarte“ der GenerationenHochschule
Am Dienstag, dem 7. Mai, stand „Esskultur und Kultur des Essens“ auf dem „Speiseplan“ der GenerationenHochschule. Der freie Journalist, Sommelier und Gastronomie-Experte Ingo J. Swoboda ist Autor von mehr als 70 Büchern, schreibt für zahlreiche Feinschmecker-Magazine und war für seinen Vortrag aus Neustadt a. d. Weinstraße angereist. Hochschul-Rektor Prof. Dr. Armin Willingmann ließ es sich nicht nehmen, die über 250 erwartungsfrohen Gäste persönlich zu begrüßen und bei dieser Gelegenheit über die derzeit breit diskutierten Einsparpläne der Landesregierung im Hochschulsektor zu informieren. Dabei machte der Präsident der Landesrektorenkonferenz deutlich, welche Folgen kurzfristige Budgetkürzungen auch für die Hochschule Harz hätten und warum die Rektoren aller Hochschulen einen vernünftigen Umstrukturierungsprozess fordern.
Der charismatische Dozent referierte ohne Power-Point-Präsentation, denn „Essen ist etwas, was man nicht an die Wand wirft“, meinte der Fachmann augenzwinkernd und stellte klar: „Kochen ist ein Teil von Kultur, weil hier Menschen individuell erfinden, kreieren, interpretieren und genießen“. Der gebürtige Rheingauer nahm das Publikum mit auf einen Ausflug in die Geschichte des Weines, die bei den alten Römern begann. Diese nutzten ihn jedoch nicht ausschließlich als Genussmittel: „Die Wundversorgung konnte durch den enthaltenen Alkohol ebenfalls gewährleistet werden“, so der Fachjournalist. Später galt Wein, in Anlehnung an das Blut Christi, als Nahrungsmittel und Heilkost. Ein Tagessatz von bis zu fünf Litern pro Mönch war keine Seltenheit. Heute ist Deutschland der weltweit stärkste Weinimporteur. „Scheinbar schätzen wir Deutschen die eigenen nationalen Produkte nicht so sehr, wie es beispielsweise die Franzosen oder Italiener tun“, erklärte der Referent.
Welche Stellung das Essen und vor allem dessen Zubereitung auch schon vor Jahrhunderten einnahm, wurde anschließend deutlich. Bei den alten Ägyptern und Alexander dem Großen handelte es sich noch um die einfache Aufnahme von Nahrung zum Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit. Heute gilt Frankreich als maßgeblich für die Tisch- und Esskultur. Die ersten Restaurants verdanken wir französischen Köchen, welche nach der Revolution begannen, Gerichte für das breite Volk anzubieten. Vor zwei Jahren schaffte es die dortige Küche sogar auf die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe.
Der Publizist zahlreicher gastronomischer wie kulinarischer Ratgeber hatte aber auch Kritisches im Gepäck und beleuchtete das abnehmende Verständnis für wirklich gute Speisen. Das, was wir heute Essen nennen, habe damit nichts mehr zu tun. Den Grund dafür sieht Swoboda bei der internationalen Lebensmittelindustrie und der schier unersättlichen Nachfrage der Konsumenten. So erwähnte der Experte Eiweiße aus Kakerlakenpanzern als Zusatz in englischen Keksen sowie Baumrinden als „natürliche Aromen“ im Himbeerjoghurt.
Eines seiner Ziele sei es gewesen, dafür zu sensibilisieren, dass gutes Essen nicht billig sein könne und dass es sich lohne an dieser Stelle zu investieren. Auch die Besinnung auf Regionalität unterstützte der Genuss-Kenner aktiv. Im Anschluss an die Vorlesung waren alle Interessierten zu einer kleinen Verkostung zweier ausgewählter Deutscher Weißweine in die Hochschulbibliothek eingeladen.
Die nächste Vorlesung der GenerationenHochschule findet am Dienstag, dem 4. Juni, erneut von 17 bis 19 Uhr im AudiMax („Papierfabrik“, Haus 9) auf dem Wernigeröder Campus statt. Peter Lehmann, Theologe sowie Pädagoge und beim Wernigeröder Geschichts- und Heimatverein e.V. tätig, spricht zum Thema „Geachtet - geleugnet - geehrt: Oberst Gustav Petri zum 125. Geburtstag“. Die Teilnahme an der beliebten Vortragsreihe ist kostenfrei; die Anmeldung erfolgt unter www.generationenhochschule.de. Hier sind sowohl das Jahresprogramm als auch fotografische Impressionen verfügbar.
Weitere Informationen:
http://www.hs-harz.de
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