Forschung an Fachhochschulen braucht eigene Bewertungsmaßstäbe und Entwicklungsziele
Das CHE hat die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Regelungen zur leistungsorientierten Mittelvergabe (LOM) sowie die Zielvereinbarungen zwischen den Ländern und den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften hinsichtlich der Ausrichtung auf Forschung analysiert. Deutlich wird: Wer mehr Forschung an Fachhochschulen will, muss dafür spezifische Steuerungsinstrumente bereitstellen – und zwar auf Landesebene genauso wie innerhalb der Hochschulen. Diese müssen aber zum Teil erst entwickelt werden.
Das Aufgabenspektrum und Selbstverständnis der deutschen Fachhochschulen beziehungsweise Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) hat sich in Richtung Forschung erweitert. Das CHE legt mit dem aktuellen Arbeitspapier „Forschung an deutschen Fachhochschulen/HAW: Gesetzliche Regelungen, Zielvereinbarungen und Förderprogramme im Jahr 2013“ nun einen Überblick vor, wie sich diese Entwicklung derzeit auch in den verschiedenen Steuerungsinstrumenten niederschlägt. Es zeigt sich, dass zwar alle Länder in ihren Hochschulgesetzen den Fachhochschulen/HAW ermöglichen, Forschung zu betreiben, allerdings fehlen noch weitgehend fachhochschulspezifische Kriterien und Steuerungsinstrumente, um die Forschungsleistung von Fachhochschulen/HAW adäquat abzubilden und durch Anreize und günstige Rahmenbedingungen zu fördern.
In seinen Empfehlungen im Jahr 2010 zur Rolle der Fachhochschulen sieht der Wissenschaftsrat Konvergenzen zwischen Universitäten und Fachhochschulen/HAW. Jedoch ist durch die Rolle, die Fachhochschulen/HAW im Hochschulsystem einnehmen, die Forschungsleistung oft nicht mit der Forschungsleistung an Universitäten vergleichbar, sie ist stärker auf Wissenstransfer und Innovation ausgerichtet. Bei gleichen Bewertungsmaßstäben geraten deshalb die Fachhochschulen hier ins Hintertreffen.
Den Fachhochschulen/HAW, die ihr Profil hinsichtlich der Forschung erweitern oder schärfen wollen, empfiehlt das CHE, neue Wege der strategischen Umsetzung zu suchen. Anders als an den Universitäten, in denen Forschung an jedem Fachbereich als originäre Aufgabe administrativ unterstützt wird, kann es für Fachhochschulen/HAW förderlich sein, die Verantwortung für administrative Aufgaben bei der Projektbeantragung und -abwicklung bis hin zu Unterstützung des Wissens- und Technologietransfers nicht den einzelnen Fachbereichen zu überlassen, sondern sich zentraler aufzustellen, ggf. sogar hochschulübergreifende Einrichtungen zu schaffen. Um das Forschungsprofil zu schärfen, sollte nicht nur die Forschungsadministration, sondern auch die Forschungskompetenz der Hochschule organisatorisch z.B. in Kompetenzzentren gebündelt werden. Zur Erweiterung des Möglichkeitsspielraums etwa bei der Projektakquise und -durchführung, aber auch bei der Nachwuchsförderung, sind strategische Partnerschaften mit anderen Forschungsakteuren anzustreben, seien es nun Universitäten oder außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.
Den Ländern, die Forschung an ihren Fachhochschulen/HAW fördern wollen, empfiehlt das CHE, Forschung als Kernaufgabe ausdrücklich im Gesetz festzuschreiben. Landeseigene, speziell auf Fachhochschulen/HAW zugeschnittene Forschungsförderprogramme können als flankierende Maßnahmen eingesetzt werden.
Für die Mittelverteilung wird an Fachhochschulen/HAW bisher fast ausschließlich die Höhe der eingeworbenen Drittmittel herangezogen. Es sollte jedoch eine Vielfalt an Bewertungskriterien für Forschung herangezogen werden.
Insgesamt sind die Kriterien, mit denen die Forschungsleistung an Fachhochschulen/HAW gemessen wird, noch zu stark an denen von Universitäten ausgerichtet. Wird z.B. die Anzahl der Promotionen mit in das Mittelverteilungsmodell integriert, haben Fachhochschulen das Nachsehen. Für Fachhochschulen/HAW sollten eigene fachhochschulspezifische Indikatoren für die Leistungsbewertung entwickelt werden. Das CHE ist dafür vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit einem neu gestarteten Forschungsprojekt betraut. Im Rahmen des Projektes FIFTH: Facetten von und Indikatoren für Forschung und Third Mission an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften soll ein möglichst umfassender Katalog von Facetten (angewandter) Forschung und forschungsbezogener Third Mission an HAW sowie für die Messung dieser Facetten geeigneter Indikatoren erstellt werden.
Kontakt: Cort-Denis Hachmeister
05241 9761 35
Cort-Denis.Hachmeister@che.de
Weitere Informationen:
http://www.che.de/cms/?getObject=5&getNewsID=1652&getCB=398&getLang=de Pressemitteilung
http://www.che.de/downloads/CHE_AP_171_FH_Forschung.pdf Publikation
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