„Zeitgeschichte-digital“-Preis 2018 geht an Jens Jäger
Am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) Potsdam wurde zum zweiten Mal der Zeitgeschichte-digital“-Preis verliehen. Der vom Verein der Freunde und Förderer des ZZF gestiftete Preis ging an Prof. Dr. Jens Jäger von der Universität zu Köln für einen Artikel über das Konzept „Heimat“. Der Text erschien auf docupedia.de, einem Online-Nachschlagewerk zu zentralen Begriffen, Konzepten, Forschungsrichtungen und Methoden der zeithistorischen Forschung, das vom ZZF redaktionell verantwortet wird. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung des Fördervereins anlässlich seines 20jährigen Bestehens statt. Den Festvortrag hielt der Intendant des Deutschlandradios, Stefan Raue.
Der prämierte Artikel des Historikers Jens Jäger widmet sich der Geschichte des Begriffs „Heimat“, verschiedenen theoretischen Ansätzen zu dessen Erforschung sowie dem Verständnis von „Heimat“ zu unterschiedlichen Zeiten. Obwohl das Wort „Heimat“ spezifisch deutsch ist, so müsse das mit ihm verbundene Konzept verstärkt aus globalgeschichtlicher Perspektive untersucht werden: „Erst im Geflecht Heimat – Nation – Welt erschließt sich die Positionierung des Individuums in der Moderne.“
In seiner Laudatio betonte der Vorsitzende des Fördervereins, Prof. Dr. Helmut Knüppel, dass die Entscheidung, einen Artikel über „Heimat“ zu prämieren, „nicht dem Zeitgeist geschuldet“ sei: „Das Thema ist deutlich älter und die wissenschaftliche Befassung damit auch.“ Der Artikel von Jens Jäger mache deutlich, „dass die deutschsprachige Geschichte bereits seit dem 19. Jahrhundert von dem Wort ‚Heimat’ gleichsam durchzogen ist“ und das Konzept in der Vergangenheit „politisch von links bis rechts beansprucht“ wurde: „Heimat ist also das Instrument, uns selbst und unsere Identität zu verstehen und zu verorten. Letzten Endes geht es um die Frage, in welchen sozialen, geographischen und administrativen Bezügen wir welche emotionalen Bindungen eingehen.“
Der Verein der Freunde und Förderer des ZZF zeichnet jährlich bis zu zwei Online-Beiträge aus, die die Möglichkeiten einer digitalen Präsentation mit überraschenden inhaltlichen Ergebnissen verbinden. Der „Zeitgeschichte-digital“-Preis ist die erste Auszeichnung in Deutschland, die sich dezidiert digitalen Publikationen in den Geschichtswissenschaften widmet. Im letzten Jahr ging der Preis an Dr. Harriet Scharnberg und Prof. Dr. Gerhard Paul.
Der Preisträger:
Jens Jäger ist seit 2016 außerpanmäßiger Professor und vertritt im Wintersemester 2018/19 die Professur für Internationale Geschichte an der Universität zu Köln. 1995 promovierte er im Fach Sozial- und Wirtschaftsgeschichte zu dem Thema Fotografie und Gesellschaft in England und Deutschland im 19. Jahrhundert. Mit einer Arbeit zur Entstehung der internationalen Polizeikooperation im 19. und 20. Jahrhundert habilitierte er sich 2005 an der Universität zu Köln.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Historische Bildforschung (Theorie, Methode, Genealogie), Repräsentation von Staatsorganen / Staat im Alltag (Polizei 1800-2000), Koloniale Ordnungen: Evidenzeffekte des (populär-)wissenschaftlichen Bildgebrauchs (1870 bis 1930). Jens Jäger hat zahlreiche Veröffentlichungen zur Historischen Bildforschung vorgelegt, darunter die Bücher: Fotografie und Geschichte (Historische Einführungen, Bd. 7), Frankfurt/M. 2009 und Bilder als Historische Quellen? Dimension der Debatten um historische Bildforschung, München 2009 (Gemeinsame Herausgabe mit Martin Knauer)
Zu Docupedia-Zeitgeschichte:
Docupedia-Zeitgeschichte ist ein Nachschlagewerk zu zentralen Begriffen, Konzepten, Forschungsrichtungen und Methoden der zeithistorischen Forschung. Vorgestellt wird das Spektrum der in der zeithistorischen Forschung behandelten Themen und der damit verbundenen methodischen Fragen und Zugriffe. Das Online-Nachschlagewerk entstand im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts von 2008 bis 2011 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichtswissenschaften und dem Computer- und Medienservice der Humboldt-Universität zu Berlin.
Der „Zeitgeschichte-digital“-Preis:
Der Preis ist benannt nach dem Dachportal „Zeitgeschichte Digital“, einer Internetplattform des ZZF, die unter anderem die vier am Institut entwickelten und redaktionell betreuten Online-Projekte Docupedia-Zeitgeschichte, Visual History, Zeitgeschichte online und Zeithistorische Forschungen vernetzt. Auf diesen Portalen erscheinen jährlich über 150 neue Beiträge. Die Preis-Stiftung verfolgt das Ziel, die Attraktivität des wissenschaftlichen Publizierens im Internet zu steigern und dieser Art der digitalen Veröffentlichung eine zusätzliche Anerkennung zu verschaffen.
Weitere Informationen zum Preisträger:
http://histinst.phil-fak.uni-koeln.de/568.html
Der prämierte Beitrag:
http://docupedia.de/zg/Jaeger_heimat_v1_de_2017
Weitere Informationen zum Förderverein:
http://zzf-potsdam.de/de/institut/freunde
Informationen zu den Nominierungen:
http://zzf-potsdam.de/de/veranstaltungen/verleihung-zeitgeschichte-digital-preis
Ansprechpartner seitens des Vereins der Freunde und Förderer des ZZF:
Prof. Dr. Hartmut Knüppel helmutknueppel@t-online.de
Dr. René Schlott schlott@zzf-potsdam.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Christine Bartlitz, verantwortliche Redakteurin von Docupedia-Zeitgeschichte:
bartlitz@zzf-potsdam.de
Originalpublikation:
Der prämierte Beitrag:
http://docupedia.de/zg/Jaeger_heimat_v1_de_2017
Weitere Informationen:
https://zzf-potsdam.de/de/institut/news
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