Katrin Jordan mit dem „Nachwuchsförderpreis Kommunikationsgeschichte“ ausgezeichnet
Katrin Jordan erhielt für ihre am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam verfasste Dissertation den „Nachwuchsförderpreis Kommunikationsgeschichte“. Der Preis wurde am 17. Januar 2019 auf der gemeinsamen Jahrestagung der Fachgruppen „Digitale Kommunikation“ und „Kommunikationsgeschichte“ der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) in Bremen verliehen.
In ihrer Dissertation analysiert Katrin Jordan die mediale Debatte um „Tschernobyl“ in der Bundesrepublik und in Frankreich. Der Reaktorunfall von 1986 gilt als bis dahin schwerste Katastrophe in der zivilen Kernenergienutzung. Doch während die bundesdeutsche Öffentlichkeit erbittert um Grenzwerte stritt und die Anti-Atomkraft-Bewegung starken Aufwind erhielt, blieb in Frankreich die öffentliche Erregung aus. Basierend auf umfangreichen Archiv-Recherchen und Medien-Analysen erläutert Katrin Jordan, warum sich das öffentliche Reden über ‚Tschernobyl‘ in den Gesellschaften diesseits und jenseits des Rheins so verschieden entwickelte. In der Bundesrepublik stellten kernenergiekritische Expertinnen und Experten sowie Journalistinnen und Journalisten das offizielle Krisenmanagement bald infrage und übten so Druck auf die Politik aus. In Frankreich hingegen verhinderte das zentralistische und elitenbestimmte System eine offene Diskussion über die Risiken der Kernkraft. Einerseits verfestigte dieser unterschiedliche Umgang mit dem Reaktorunfall die Wahrnehmung einer grundsätzlichen Differenz beider Gesellschaften in Fragen der Energie- und Klimapolitik. Andererseits führte er zugleich zu einer intensiven gegenseitigen Beobachtung. Die Dissertation wirft somit einen neuen Blick auf die deutsch-französischen Beziehungen in den 1980er Jahren, welche vor allem als eine Zeit der Annäherung beschrieben werden.
Katrin Jordan war als Doktorandin am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Abteilung III „Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft“ assoziiert. Sie promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Hartmut Kaelble und Priv.-Doz. Dr. Annette Vowinckel betreut und unter anderem durch die Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert. Seit Juli 2017 ist Katrin Jordan am Servicezentrum Forschung der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. Dort ist sie seit März 2018 als Referentin für das Tenure Track-Programm zuständig. Die prämierte Dissertation erschien 2018 unter dem Titel „Ausgestrahlt. Die mediale Debatte um »Tschernobyl« in der Bundesrepublik und in Frankreich 1986/87“ im Wallstein Verlag.
Der „Nachwuchsförderpreis Kommunikationsgeschichte“ wird von der Ludwig-Delp-Stiftung finanziell unterstützt, ist mit 1.250 Euro dotiert und wird seit 2014 einmal im Jahr vergeben. Neben einer hervorragenden Dissertation wird auch eine Magister- bzw. Masterarbeit ausgezeichnet. Den Preisträgern wird die Gelegenheit geboten, ihr Forschungsprojekt auf der Jahrestagung zu präsentieren. Zudem besteht die Möglichkeit, die Ergebnisse der Arbeit in der Fachzeitschrift „Medien & Zeit“ zu veröffentlichen. Im vergangenen Jahr ging der Preis an Anna Jehle und damit ebenfalls an eine Doktorandin des ZZF Potsdam.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Katrin Jordan, Email: jordan@zzf-potsdam.de
Originalpublikation:
Katrin Jordan, Ausgestrahlt. Die mediale Debatte um "Tschernobyl" in der Bundesrepublik und in Frankreich 1986/87, Göttingen 2018.
ISBN: 978-3-8353-3304-8 (2018)
Weitere Informationen:
https://zzf-potsdam.de/de/publikationen/ausgestrahlt
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