Neue Edition: Die UdSSR und die beiden deutschen Staaten 1949-1953
Die neu erschienene Quellenedition dokumentiert die doppelte sowjetische Deutschlandpolitik mit bisher unveröffentlichten Quellen. Die Edition, herausgegeben von den Historikern Jochen P. Laufer † und Martin Sabrow, erfasst die politischen Beziehungen der Sowjetunion, der DDR und der Bundesrepublik Deutschland von der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 bis zum Tod Stalins 1953. Der Band stellt die sowjetischen Quellen in einen Zusammenhang mit Dokumenten der beiden deutschen Staaten zu ihrer gegenseitigen und auf die UdSSR bezogenen Politik.
Der Band bildet den Abschluss des bisher vierbändigen Editionswerkes zur sowjetischen Deutschlandpolitik in der Kriegs- und Nachkriegszeit, das über 20 Jahre hinweg in deutsch-russischer Kooperation von den mittlerweile verstorbenen Wissenschaftlern Georgij Kynin und Jochen P. Laufer erarbeitet wurde.
Einen wichtigen Teil des Quellenkorpus bilden Aufzeichnungen von Gesprächen der Sowjetischen Kontrollkommission (SKK) als Besatzungsbehörde mit der SED-Spitze oder Regierungspolitikern der DDR. Die Dokumente zeigen, in welchem Ausmaß die Sowjetunion den Aufbau und die Konsolidierung der DDR anleitete, indem sie Direktiven an die SED-Führung weitergab und deren Umsetzung kontrollierte. Zugleich war dies kein einseitiger Prozess, denn die SKK diskutierte anfallende Fragen mit der SED-Führung und nahm Impulse auf. Alle wesentlichen Entscheidungen wurden jedoch in Moskau getroffen. Dabei ging es um die Durchsetzung der SED-Herrschaft gegenüber den Blockparteien und den Aufbau von Industrie und Wirtschaft, um Fragen der Reparationspolitik, den Auf- und Ausbau der Polizei- und Sicherheitsstrukturen sowie die Absperrung der innerdeutschen Grenze.
Ein Schwerpunkt der Edition liegt auf der Westpolitik der Sowjetunion und der DDR sowie deren versuchter Einflussnahme auf die bundesdeutsche Politik und Gesellschaft. Diese zeigte sich etwa in Kampagnen gegen die Wiederbewaffnung und für die deutsche Einheit, die vor allem dem Ziel dienten, die politische und militärische Einbindung der Bundesrepublik in den Westen zu verhindern oder zu verzögern. Hierbei setzte die sowjetische Deutschlandpolitik seit 1950 nicht mehr nur auf die KPD, sondern versuchte zugleich, mit Hilfe von Politikern der Blockparteien auch breitere Kreise der bundesdeutschen Öffentlichkeit zu erreichen – von Teilen der evangelischen Kirche über die sogenannten Neutralisten bis hin zu nationalistischen Gruppierungen, die gegen Adenauers Kurs der Westbindung opponierten und sich von Zugeständnissen an die Sowjetunion die Sicherung des Friedens, das Aufleben des Handels oder gar die Wiedervereinigung erhofften. Die Quellen dokumentieren auch Versuche von Teilen der bundesdeutschen Öffentlichkeit und Politik bis in Regierungskreise hinein, jenseits von Adenauers Westkurs einen Ausgleich mit der Sowjetunion zu suchen. Diese blieben jedoch in der Minderheit.
Begonnen 2013 von Jochen P. Laufer, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF), führte nach dessen Tod 2016 sein damaliger Mitarbeiter Ole Christian Kröning die Edition fort und stellte sie fertig. Auch dieser Editionsband entstand anfangs in deutsch-russischer Kooperation unter der Beteiligung beider außenpolitischer Archive. Bedingt durch sich verschlechternde außenpolitische Beziehungen, einen teilweise erschwerten Archivzugang in Moskau sowie geschichtspolitischen Auseinandersetzungen über die Auswahl und Kommentierung der Dokumente gestaltete sich die Zusammenarbeit zunehmend schwieriger. Bereits 2018 stellte die russische Seite ihre Mitarbeit gänzlich ein. Damit endete eine ungeachtet zahlreicher Schwierigkeiten und Hemmnisse einstmals erfolgreiche Zusammenarbeit in der Erschließung und Edition von Quellen zur deutsch-sowjetischen Geschichte. Die vorliegende Edition ist auf absehbare Zeit eines der letzten internationalen Projekte, für das in großem Umfang neue Quellen aus russischen Archiven erschlossen werden konnten.
Die Arbeit an dem aktuellen Band unterstützten die Gemeinsame Kommission für die Erforschung der jüngeren deutsch-russischen Geschichte, die Fritz Thyssen Stiftung und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Buchpremiere:
Dienstag, 17. Oktober 2023, 18:00 Uhr
Ort: Museum in der Kulturbrauerei, Knaackstraße 97, 10435 Berlin
Anmeldung: berlin@hdg.de
Vorstellung der Edition: Dr. Elke Scherstjanoi (Historikerin)
anschl. Gespräch mit dem Herausgeber Prof. Dr. Martin Sabrow und dem Bearbeiter Ole Christian Kröning.
Alle Infos finden Sie auf der Website des ZZF Potsdam: https://zzf-potsdam.de/de/veranstaltungen/die-udssr-die-beiden-deutschen-staaten-1949-1953-dokumente-aus-deutschen-russischen
Zur Edition:
Das Buch kann beim Verlag Duncker & Humblot bestellt werden:
https://www.duncker-humblot.de/buch/die-udssr-und-die-beiden-deutschen-staaten-1949-1953-9783428157044/?page_id=0&typ=buc
Band (Geb.) / E-Book) kosten je € 99,00
751 S., ISBN 978-3-428-15704-4 (Januar 2023)
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Ole Christian Kröning, kroening@zzf-potsdam.de
Prof. Dr. Martin Sabrow, sabrow@zzf-potsdam.de
Originalpublikation:
Die UdSSR und die beiden deutschen Staaten 1949–1953. Dokumente aus deutschen und russischen Archiven, Berlin: Duncker & Humblot 2023.
Weitere Informationen:
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